
Das Fangverbot für Felchen im Bodensee hat die Berufsfischer in der Region vor große Herausforderungen gestellt. Dieses dreijährige Verbot, das seit Januar 2024 in Kraft ist, wurde von der Internationalen Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF) beschlossen, um den stark rückläufigen Blaufelchenbestand zu schützen. Im Jahr 2022 betrug die Fangmenge lediglich 21 Tonnen, während es zwanzig Jahre zuvor noch über 800 Tonnen waren. Experten identifizieren den hohen Bestand an Stichlingen, die mittlerweile 90% der Fische im Freiwasser ausmachen, als eine der Hauptursachen für die bedrohliche Situation des Felchenbestands. Zudem belasten der Klimawandel und die Quagga-Muschel die Ökologie des Bodensees weiter.
Berufsfischer und Angler äußern nicht nur Kritik am Fangverbot, sondern schlagen auch Lösungen vor. Viele fordern Maßnahmen gegen den Kormoran, der Wildfisch frisst und somit den Karpfenbestand gefährdet. Die Rückgang der Nährstoffe im Bodensee, verursachte durch übermäßige Reinigung in Kläranlagen, wird ebenfalls als zentraler Grund für die Probleme in der Fischerei angesehen. Trotz dieser Herausforderungen haben einige Fischer innovative Wege gefunden, um ihr Geschäft neu auszurichten.
Neue Wege der Fischerei
Berufsfischer wie Anita Koops und Charly Liebsch setzen auf Tradition, indem sie eine Räucherei am Fischbacher Hafen betreiben. Sie bieten eine Auswahl an regionalen Fischen wie Aal, Wildkarpfen und Saibling an. Auch Paul Lachenmeir hat seine Fischerei-Anlage in Friedrichshafen mit viel Aufwand und finanziellen Mitteln wieder aufgebaut. Obwohl er aufgrund des Niedrigwassers derzeit nicht mit seinem Boot fischen kann, bleibt sein Geschäft freitags und samstags von 10 bis 16 Uhr geöffnet.
Bei Lachenmeir wächst das Interesse an Wildkarpfen, die er dank diverser Zubereitungsarten wie Ceviche oder Fischfrikadellen als schmackhaft und alltagsgerecht präsentiert. Dennoch kämpft er mit bürokratischen Hürden: Der Verkauf von Fischfrikadellen in seinem Wohngebiet wurde ihm untersagt, während Fischbrötchen ohne gesonderte Genehmigung erlaubt sind. Die Stadtverwaltung sieht hier ein Missverständnis und plant Gespräche, um die Situation zu klären.
Die Zukunft der Fischerei am Bodensee
Die Herausforderungen für die Berufsfischerei am Bodensee sind nicht neu. Historisch gesehen hat der Bodensee-Obersee, der durch internationale Maßnahmen gegenüber einer früheren Eutrophierung geprägt wurde, eine Transformation durchgemacht. Diese Entwicklung führte dazu, dass die Produktivität der Fischerei zwar zunächst stieg, jedoch letztendlich durch den Rückgang des Nährstoffgehalts auch die Erträge der wirtschaftlich wichtigen Fischarten sanken.
Die Verantwortung für das fischereiliche Management hängt von nationalen und regionalen Verwaltungen ab, wo der Tourismus und die Trinkwassergewinnung derzeit höher gewichtet werden als die Fischerei. Diese Veränderung hat zur Folge, dass die Anzahl der aktiven Berufsfischer kontinuierlich abnimmt und die Lebensfähigkeit der Fischerei langfristig in Frage gestellt wird. Dennoch gibt es die Perspektive, dass Aquakultur von lokal nachgefragten Fischarten in der Zukunft eine entscheidende Rolle für die Fischerei am Bodensee spielen könnte.