
Gelsenkirchen, eine Stadt, die stark mit dem Fußballclub FC Schalke 04 und der Farbe Königsblau identifiziert wird, sieht sich gegenwärtig mit erheblichen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen konfrontiert. Die politische Landschaft hat sich verändert: Bei der letzten Bundestagswahl erhielt die AfD in Gelsenkirchen 24,6 Prozent der Zweitstimmen und wurde zur stärksten Partei. Dies ist besonders bemerkenswert, da Gelsenkirchen der einzige Ort in Nordrhein-Westfalen ist, wo die AfD die meisten Stimmen auf sich vereinen konnte, was ein Gefühl der Abgehängtheit unter den Bürgern widerspiegelt, wie derwesten.de berichtet.
Die BRD befindet sich jedoch nicht nur im politischen Umbruch. Auch die wirtschaftliche Lage ist kritisch. Gelsenkirchen gilt als die ärmste Stadt Deutschlands mit einer Arbeitslosenquote von 11,4 Prozent, die bereits im April 2022 registriert wurde. Diese wirtschaftlichen Schwierigkeiten spiegeln sich in den Lebensumständen vieler Bürger wider, wie das Beispiel der 65-jährigen Silke zeigt, die ihr Leben lang als Verkäuferin arbeitete und nun von Bürgergeld lebt. In einer „Stern-TV-Reportage“ äußert Silke ihre Frustration über die Misere in Gelsenkirchen und kritisiert die wahrgenommene Ungerechtigkeit, dass Zuwanderer angeblich Sozialleistungen beziehen, ohne zur Gesellschaft beizutragen.
Der Strukturwandel in Gelsenkirchen
Um den Herausforderungen zu begegnen, arbeitet die Stadt an einem umfassenden Strukturwandel. Oberbürgermeisterin Karin Welge spricht über die Bedeutung von Projekten wie der Neuen Zeche Westerholt, die als Motor für die Entwicklung in den Bereichen Arbeit, Bildung, Energie und Wohnen dienen soll. Das Projekt ist Teil einer Kooperation zwischen Gelsenkirchen und der benachbarten Stadt Herten.
Die Entwicklung soll eine Mischung aus Wohnraum, kulturellen Einrichtungen und Arbeitsplätzen schaffen. Wasserstofftechnologie wird als wirtschaftlicher Schwerpunkt identifiziert, um den Stadthafen klimaneutral zu gestalten. Trotz einer vielversprechenden Vergangenheit als „Solarstadt“ hat Gelsenkirchen mit Rückschlägen in der Solarindustrie zu kämpfen, da der Wissenschaftspark nicht die erhofften Arbeitsplätze generieren konnte.
Perspektiven und gesellschaftliche Herausforderungen
Die Lebensverhältnisse in Gelsenkirchen sind angespannt. Silke zeigt in der Reportage des „Stern TV“ den Verfall von Immobilien und vermüllte Hinterhöfe in ihrem Viertel. „Es fühlt sich an, als wollte niemand mehr etwas aufbauen“, beschreibt sie die Atmosphäre in ihrer Stadt. Trotz ihrer kritischen Haltung zur Zuwanderung betont sie, dass sie grundsätzlich mit Menschen unabhängig von ihrer Herkunft klarkommen kann.
Während die Stadt darum kämpft, ein besseres Image zu entwickeln, bleibt die Frage, wie effektiv diese Bemühungen sein werden, um Unternehmen anzuziehen. Ein Bericht der Deutschlandfunk Kultur fordert, dass bezahlbarer Wohnraum, soziale Infrastruktur und kulturelle Vielfalt zentrale Faktoren sein müssen.
Der Aufstieg des FC Schalke 04 in die erste Bundesliga im Mai 2022 wurde als positives Signal für diese Stadt des Wandels gedeutet. Diese Errungenschaft könnte, so die Hoffnung, den Bürgern neuen Stolz und ein Gefühl der Zugehörigkeit vermitteln, während Gelsenkirchen an einer positiven Zukunftsperspektive arbeitet.