
Japan steht vor einer neuen sicherheitspolitischen Ära, die durch eine schwerwiegende Neubewertung seiner Verteidigung und Außenpolitik geprägt ist. Yuki Sakata, seit 2023 Generalmajor und Sprecher der japanischen Streitkräfte (SDF), hat in einem aktuellen Interview betont, dass die Herausforderungen durch aggressive Nachbarstaaten Japan zwingen, seine militärischen Kapazitäten erheblich zu erweitern. Dies alles geschieht im Kontext einer engen Zusammenarbeit mit den Vereinigten Staaten.
Die Sicherheitsarchitektur Japans ist seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs stark auf die USA ausgerichtet. In diesem Zusammenhang fand im Februar 2023 ein erfolgreiches Treffen zwischen Premierminister Shigeru Ishiba und Präsident Trump statt. Dies wurde als wichtiger Schritt zur Stärkung der bilateralen Beziehungen gewertet, insbesondere nachdem US-Verteidigungsminister Pete Hegseth am 30. März 2023 Japan besuchte, wo eine Ausweitung der gemeinsamen Verteidigungs- und Abschreckungskapazitäten beschlossen wurde. Zentral dafür ist die Einrichtung eines gemeinsamen Operationskommandos, das die Befehls- und Kommandostruktur beider Streitkräfte verbessern soll.
Überblick über die sicherheitspolitischen Herausforderungen
Japan sieht sich einem zunehmend komplexen Sicherheitsumfeld ausgesetzt. Der Krieg in der Ukraine hat nicht nur die europäische Sicherheitsarchitektur beeinflusst, sondern auch Japans eigene Verteidigungsstrategie neu ausgerichtet. Schlüsselfaktoren sind die aggressive Haltung Chinas im Südchinesischen Meer und die Bedrohung durch Nordkorea, das fortlaufend Raketenstarts durchführt.
In Anbetracht dieser Bedrohungen hat Japan Maßnahmen ergriffen, um seine Verteidigungsfähigkeiten zu stärken. Im Dezember 2022 veröffentlichte die Regierung unter Premierminister Kishida Fumio eine neue Nationale Sicherheitsstrategie, die unter anderem die Erhöhung des Verteidigungsbudgets auf 2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts vorsieht. Dies umfasst Ausgaben von insgesamt 43 Billionen Yen (etwa 303 Milliarden Euro) bis 2027, was als historischer Einschnitt gilt, da Japan lange an der 1-Prozent-Konvention festgehalten hat.
Um die eigene Sicherheit zu wahren, plant Japan die Anschaffung von 310 Kamikaze-Drohnen bis 2026 und die Beschaffung von Langstreckenraketen, einschließlich amerikanischer Tomahawk-Marschflugkörper. Sakata erklärte, dass Japan angesichts von 19.000 fehlenden Soldaten einen Rekrutierungsproblem gegenübersteht, weshalb Maßnahmen zur Verbesserung der Rekrutierung diskutiert werden.
Regionale Zusammenarbeit und globale Verantwortung
Die Sicherheitsstrategie Japans erkennt die Verbindungen zwischen der Sicherheit Europas und Ostasiens an. So beobachtet Japan nicht nur aggressive chinesische Aktivitäten, sondern lehnt auch gewaltsame Veränderungen des Status quo in der Taiwanstraße ab. In jüngster Zeit haben europäische Militärs Japan besucht, um die Sicherheit im Indopazifik zu stärken, was die internationalen Bemühungen zur Prävention von Konflikten unterstützt.
Japan ist weiterhin stark abhängig von freien Seewegen, um Rohöl und Industrieprodukte zu importieren, was seine Sicherheitsstrategien weiter beeinflusst. Sakata hebt hervor, dass der nukleare Sicherheitsschirm der USA eine fundamentale Rolle für Japan spielt, während kritische Stimmen von Friedensaktivisten in Hiroshima und Nagasaki eine ausgewogene Debatte über die Sicherheits- und Verteidigungspolitik des Landes fordern.
Insgesamt bleibt Japan mit einer Vielzahl von sicherheitspolitischen Herausforderungen konfrontiert, ist jedoch entschlossen, seine militärischen Kapazitäten in enger Abstimmung mit den USA und europäischen Partnern zu erweitern. Diese Entwicklungen könnten weitreichende Konsequenzen für die geopolitische Stabilität im Indopazifik haben.
Tagesspiegel berichtet, dass …
SWP Berlin hat detaillierte Informationen über Japans sicherheitspolitische Weichenstellungen veröffentlicht.