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Jungsteinzeit: Wie Innovationen die soziale Gleichheit sicherten!

Der Übergang von einer nomadischen zu einer sesshaften Lebensweise, der vor etwa 10.000 Jahren begann, stellt einen der bedeutendsten Einschnitte in der Geschichte der Menschheit dar. Wissenschaftler erörtern seit Längerem, ob dieser Wandel, begleitet von zahlreichen Innovationen wie Ackerbau und Viehzucht, in sozialen Ungleichheiten mündete. Eine neue Studie von Forschenden aus Deutschland, Großbritannien und den USA wirft nun ein differenziertes Licht auf diese Frage. Uni Kiel berichtet, dass dies die erste umfassende Untersuchung ist, welche die Auswirkungen der Jungsteinzeit auf soziale Strukturen im Detail analysiert.

Die Studie, die in der Fachzeitschrift *Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America* (PNAS) veröffentlicht wurde, basiert auf der globalen Datenbank des GINI-Projekts, welche von der National Science Foundation der USA finanziert wird. Diese Datenbank umfasst über 50.000 Datensätze zu menschlichen Behausungen, die sich über die letzten 20.000 Jahre erstrecken.

Innovationen ohne ungleiche Wohlstandsverteilung

Die Forschenden analysierten Daten aus einer Periode von 2000 Jahren vor und nach dem ersten Auftreten der Landwirtschaft. Dabei wurden grundlegende Innovationen wie die Einführung von Nutzpflanzen, Tierhaltung und der Einsatz von Last- oder Zugtieren untersucht. Überraschenderweise stellte sich heraus, dass es keinen signifikanten Zusammenhang zwischen diesen Innovationen und einer steigenden sozialen Ungleichheit gab. Weder global noch in regionalen Fallstudien konnten die Wissenschaftler dies bestätigen.

Die Untersuchung zeigt, dass die Gesellschaften der Jungsteinzeit in der Lage waren, ihre Wirtschaftssysteme zu organisieren und ihre Produktivität zu steigern, ohne dass dies zu einem Anstieg der Ungleichheit führte. Stattdessen scheint es, dass Innovationen in der Landwirtschaft bestehende Ungleichheiten möglicherweise sogar beseitigten. Diese Ergebnisse stehen im Einklang mit der Beobachtung, dass steigende Produktivität nicht zwangsläufig Wohlstandsunterschiede mit sich bringt.

Die Studie dokumentiert zudem eine stabile Gleichheit in der Gesellschaft der Jungsteinzeit über mehr als 100 Generationen hinweg. Diese Erkenntnisse sind besonders relevant für die Diskussion über soziale Strukturen, die während der neolithischen Revolution entstanden. In dieser Epoche, die mit dem Beginn des Ackerbaus und der Viehzucht einherging, veränderte sich auch das Leben der Menschen grundlegend.

Die Lebensweise der Jungsteinzeit

Vor etwa 10.000 Jahren begann das Sesshaftwerden in verschiedenen Regionen, insbesondere im Fruchtbaren Halbmond, der Geburtsstätte des Ackerbaus. Dort entwickelten die Menschen neue Techniken zur Nahrungsproduktion. Diese Phase ist als Jungsteinzeit oder Neolithikum bekannt und zeichnet sich durch den Übergang von einer Jäger- und Sammlergesellschaft hin zu einer agrarischen Lebensweise aus. Erntetechniken und die Arbeit im Feld wurden zum täglichen Leben der Menschen.

Ein Beispiel für die engen Beziehungen zwischen Mensch und Tier ist die Domestizierung von Schafen, Ziegen und anderen Tieren. Diese domestizierten Arten, die um 5500 vor Christus auch nach Europa kamen, beeinflussten die Lebensweise der damaligen sowie zukünftiger Gesellschaften entscheidend. Die Lebensweise während der Jungsteinzeit war körperlich anstrengend, und viele Menschen litten unter Krankheiten. Die durchschnittliche Lebenserwartung lag bei etwa 35 Jahren.

Aber die Jungsteinzeit brachte auch bedeutende kulturelle Fortschritte mit sich, wie den Bau von Pfahlbauten rund um den Bodensee. Diese Häuser, errichtet auf Holzpfählen, fanden sich in dörflichen Gemeinschaften, die durch den Ackerbau und die Haltung domestizierter Tiere geprägt waren. Solche Siedlungen waren der Ort, wo sich Arbeitsteilung und soziale Hierarchien herausbildeten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die jüngsten Ergebnisse der Studie von Uni Kiel ein neues Verständnis darüber vermitteln, wie die gesellschaftlichen Strukturen in der Jungsteinzeit waren und welche Rolle Innovationen dabei spielten. Die Entwicklung einer stabilen Gleichheit in den sozioökonomischen Strukturen könnte Paradigmenwechsel in der Geschichtsschreibung über soziale Ungleichheit anstoßen.

Statistische Auswertung

Genauer Ort bekannt?
Kiel, Deutschland
Beste Referenz
uni-kiel.de
Weitere Infos
planet-wissen.de

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