
Johannes Heibel, Sohn eines desertierten deutschen Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg, blickt anlässlich Ostern 2025 auf die dramatische und bewegende Geschichte seines Vaters zurück. Erwin Heibel, der 1944 an der Russlandfront desertierte, tat dies aus einem tiefen Wunsch heraus, dem Schrecken des Krieges zu entkommen. Der Krieg war für ihn eine Quelle ständiger Furcht um sein eigenes Überleben und das seiner Frau. Erinnerungen an gefallene Kameraden prägten sein Leben nachhaltig. Diese Erlebnisse hat er oft mit seinem Sohn geteilt und damit dessen Verständnis für die Gräuel des Krieges gestärkt.
Die Situation während seiner Flucht war extrem herausfordernd. Erwin Heibel lebte zwischen den Fronten und war gezwungen, nachts zu reisen, oft ohne ausreichend Unterstützung. Nur wenige russische Bauern hatten ihn in dieser schweren Zeit unterstützt. Die Flucht dauerte etwa sechs Monate, bis er schließlich Lübeck mit einem der letzten Schiffe erreichte. Nach einem kurzen Aufenthalt in einem Militärlazarett setzte er seine odysseeartige Reise nach Königsberg fort, bevor er am 14. August in seine Heimat zurückkehrte, um seine Frau zu holen. Trotz der Gefahr und des Unrechts, dem er ausgesetzt war, blieb er zeitlebens überzeugt, dass Krieg keine Lösung ist und nur Unheil bringt.
Ein Zeichen für den Frieden
In diesem Jahr plant Johannes Heibel, die Lehren und die Botschaft seines Vaters weiterhin zu verbreiten. Am Ostermontag möchte er einen bundesweiten Aufruf starten, um Menschen dazu zu bewegen, eine weiße Fahne zu hissen. Dieses Symbol soll die Sehnsucht nach Frieden verkörpern und darauf aufmerksam machen, dass Krieg nicht die Antwort ist. Bereits jetzt hat er eine weiße Fahne am Grab seines Vaters angebracht und beabsichtigt, eine dauerhaft an seinem Haus zu befestigen.
Durch diese Aktion hofft Heibel, ein sichtbares Zeichen für Frieden zu setzen, auch wenn er selbst keinen Frieden auf Erden mehr erleben wird. „Ich möchte, dass die Menschen wissen, was meinem Vater widerfahren ist, und sich an meinem Aufruf beteiligen“, erklärt er. Der Wunsch, sich für Frieden einzusetzen, wird auch durch die historische Misstrauen gegenüber Deserteuren in den Kriegen befeuert. Oft wurden sie während des Ersten und Zweiten Weltkriegs brutal verfolgt und als Verräter gebrandmarkt. Diese Stigmatisierung ist ein fortwährendes Thema, das auch in der heutigen Gesellschaft nachhallt.
Erbe und Bewusstsein
Die Diskussion um die Wahrnehmung von Deserteuren hat sich im Laufe der Zeit verändert. Politische Entscheidungsträger und die öffentliche Meinung spielen eine bedeutende Rolle bei der Neubewertung der Geschichten dieser Menschen. Deserteure, die ihrem Gewissen folgten und den Mut fanden, gegen Unrecht und Gewalt zu stehen, inspirieren auch heute noch zu einem starkeren Bekenntnis zum Frieden. Organisationen setzen sich für ihre Rechte ein und werten das Erbe derjenigen auf, die in dunklen Zeiten für das Richtige eingetreten sind.
In Anbetracht der gegenwärtigen weltpolitischen Lage ist Johannes Heibels Aufruf an die Gesellschaft, sich für Frieden zu engagieren, sowohl aktuell als auch von großer Bedeutung. Sein persönlicher Einsatz und die Erinnerungen an seinen Vater sollen ein gutes Beispiel für den Mut sein, sich gegen das Unrecht zu wenden und eine gerechtere Welt anzustreben. Es bleibt zu hoffen, dass viele seiner Botschaft folgen und sich der Aktion zur Hissung der weißen Fahne anschließen werden.