
Im Schatten des Vulkans Tavurvur auf der Gazellenhalbinsel in Papua-Neuguinea findet in den wärmeren Monaten eine bemerkenswerte Tradition statt. Männer, wie der 30-jährige William Pidik und der 36-jährige Chris, suchen dort die Eier des Bismarckhuhns, eine Aktivität, die nicht nur ihre Kultur prägt, sondern auch eine wichtige Einkommensquelle darstellt. Dies berichtet LN Online.
Die Suche nach den Eiern ist keine einfache Aufgabe. In den Lavasanden, wo die Temperaturen über 30 Grad steigen, graben die Eiersucher Löcher, die bis zu vier Meter tief sein können. Diese Suche birgt erhebliche Risiken, da die instabilen Erdmassen einstürzen können. So benötigen die Männer eine Genehmigung der Provinzregierung, um den Zugang zu diesen wertvollen Eiern zu erhalten. Sie markieren ihre Reviere mit Stöckchen, um ihre Ansprüche zu sichern.
Das Bismarckhuhn und seine Besonderheiten
Das Bismarckhuhn (Alectura tricolor), das charakteristisches schwarzes Gefieder trägt und einen gelben Schnabel sowie eine rote Gesichtsfarbe besitzt, ist nicht nur für seine große, mit der Größe einer Avocado vergleichbare Eier bekannt, sondern auch für seine einzigartige Brutpflege. Diese erfolgt durch die Nutzung der geothermischen Wärme des Vulkans, was dem Huhn den Spitznamen „Thermometerhuhn“ einbringt. Die Brutzeit, auch als „Eierzeit“ bezeichnet, dauert von März bis November, und die Hühner legen täglich bis zu dreimal Eier. Die frisch gelegten Eier sind jedoch zerbrechlich und müssen schnellstmöglich gesammelt werden, um die Population zu schonen. Laut National Geographic sind die Eier nicht nur eine Delikatesse, sondern sie dienen auch als Zahlungsmittel im Ort und erzielen auf den Märkten von Rabaul einen Preis von bis zu 3 Kina (ca. 75 Cent).
Die Eiersuche ist besonders wichtig für das Volk der Tolai Ngiok. In den letzten Jahren haben die Männer durch diese Tätigkeit bis zu 1200 Kina (ca. 300 Euro) monatlich verdient. Diese Einnahmen helfen, die lokale Wirtschaft zu unterstützen und bieten den Dorfbewohnern eine wichtige Auskommentierung in einem von Naturgewalten gezeichneten Umfeld.
Der Vulkan Tavurvur: Fluch und Segen
Der Vulkan Tavurvur ist ein omnipräsentes Element im Leben der Menschen, die in seiner Nähe wohnen. Seit der verheerenden Eruption 1994, die mit einem starken Erdbeben begann und die Hafenstadt Rabaul zerstörte, haben viele Anwohner ihre Heimat verlassen müssen oder sind gezwungen, sich auf die immer wiederkehrenden vulkanischen Aktivitäten einzustellen. Laut ESKP können Vulkanausbrüche massive Auswirkungen auf die Umwelt und die Menschen haben, die in ihrer Nähe leben. Die explosiven Auswürfe aus Asche und Lava stellen ein ständiges Risiko dar, nicht nur für die Gesundheit der Bevölkerung, sondern auch für deren Lebensweise.
Trinkwasser ist oft ungenießbar, und die Dorfbewohner aus Matupit müssen weite Strecken zurücklegen, um sauberes Wasser zu finden. Trotz dieser Herausforderungen haben die Bewohner eine bemerkenswerte Resilienz entwickelt und finden Wege, ihre Traditionen zu bewahren und damit ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.
Die Eiersuche am Vulkan Tavurvur ist mehr als nur eine Einkommensquelle; sie ist Teil der Identität der Tolai Ngiok und verdeutlicht, wie eng die Menschen mit ihrer Umgebung verbunden sind. Ob in der Eiersuche oder im Umgang mit den Naturgewalten – das Leben in dieser Region ist geprägt von Herausforderungen, die die Menschen jedoch mit großem Einfallsreichtum und Entschlossenheit bewältigen.