
In Franken haben Archäologen bei Grabungen im neuestem Baugebiet der Stadt Stein faszinierende Funde aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges gemacht. Diese Entdeckung könnte neue Erkenntnisse über das historische Heerlager liefern, das einst 50.000 Soldaten und viele Zivilisten beherbergte. Laut inFranken fanden die Grabungen bis März 2023 statt und wurden vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) durchgeführt.
Eine besondere Entdeckung stellt ein mysteriöses Grab am Rand des ehemaligen Lagerns dar, das als die einzige vollständig dokumentierte Einzelbestattung des Heerlagers gilt. Im Grab liegt das Skelett eines jungen Menschen, vermutlich einer Frau. Die Bestattungsart, in Seitenlage, weicht von den üblichen christlichen Sitten ab und weckt damit zusätzliche Fragen zur Identität und Todesursache der Person.
Mysteriöse Funde und ihre Deutung
Bei der Grabung stießen die Forscher auch auf zahlreiche Reliquien, die auf die gehobene Stellung der Bestatteten hinweisen. Neben einem Bronzering, Gewandhaken und einer Kette aus Zinn-Blei-Legierung wurden aufwendig hergestellte Stoffreste aus Seide, Gold und Silber gefunden. Diese Hinweise lassen darauf schließen, dass es sich möglicherweise um die Überreste einer Offiziersfrau handelt. Die genaue Todesursache und Identität bleiben jedoch unklar. Die Altersbestimmung eines Knochens stellt jedoch einen klaren Zusammenhang mit dem Heerlager her.
Ergänzend zu den menschlichen Überresten fanden die Archäologen zahlreiche Alltagsgegenstände wie Knöpfe, Nadeln, Glasfragmente, Textilreste, Messer sowie Nägel. Diese Funde geben Einblicke in das alltägliche Leben der Menschen, die während des Krieges im Heerlager obdach suchten.
Einblicke in das Heerlager
Das Heerlager in Stein war eine logistische Hochburg während des Dreißigjährigen Krieges und beherbergte rund 50.000 Soldaten, 15.000 Pferde sowie etwa 30.000 Zivilisten, darunter Händler und Prostituierte. Neben den alltäglichen Gebrauchsgegenständen wurden auch Münzen ausgegraben, darunter Kreuzer des Kurfürsten Maximilian I. von Bayern und Kaiser Ferdinand III. Archäologen stießen außerdem auf geschmolzene Butzengläser und Reste von Bleikugeln, die zur Herstellung von Musketenkugeln gedient hatten.
Hinweise auf Aufbewahrungsorte für Metallteile lassen darauf schließen, dass Radreifen gesammelt wurden, um keine Rohstoffe dem Gegner zu überlassen. Dies verdeutlicht die strategischen Überlegungen und die Notwendigkeit von Ressourcenmanagement, mit denen die Armeen während des Krieges konfrontiert waren.
Die Entdeckungen aus Stein stehen in einem größeren Kontext historischer Forschungen, die sich mit den Geschehnissen des Dreißigjährigen Krieges befassen. Im Rahmen von Projekten wie der „Schlachtfeldarchäologie Lützen“ wurden bis heute über 10.000 Objekte ausgegraben, die einen Einblick in die strategischen und menschlichen Aspekte des Konflikts bieten. Diese Archäologieprojekte sind wichtig, um die Geschichte dieser Zeit umfassend darzustellen und die Berichterstattung über Schlachten wie bei Lützen zu verifizieren, wie Archäologie Online berichtet.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Grabungen in Franken nicht nur faszinierende Funde zutage fördern, sondern auch die tiefen Wunden und Herausforderungen dokumentieren, die der Dreißigjährige Krieg den Menschen in der Region brachte.