
Die Welt des Leistungssports sieht sich zunehmend mit der Herausforderung konfrontiert, Schwangere Athletinnen angemessen zu unterstützen. Im Fokus steht die sehbehinderte Spitzenschwimmerin und Paralympics-Siegerin Elena Semechin, die derzeit im vierten Monat schwanger ist. Semechin erwartet ihr erstes Kind und äußert Besorgnis über die finanziellen Auswirkungen dieser Lebensveränderung. So berichtete t-online, dass sie durch ihre Schwangerschaft Sponsoren verloren hat. Dies umfasst sowohl den Verlust eines Partners als auch die temporäre Pause eines weiteren Sponsors, die im Januar neu besprochen werden soll.
Semechin betont, dass die Schwangerschaft für sie eine herausfordernde Zeit ist. Insbesondere bangen Schwangere Athletinnen oft um ihre finanzielle Absicherung, die durch wegfallende Sponsoren bedroht wird. Semechin plant, nach der Geburt ihres Kindes ein Comeback im Leistungssport anzustreben, mit dem Ziel, an den Paralympics 2028 in Los Angeles teilzunehmen. „Es wären meine fünften Spiele, und ich möchte als Mutter antreten“, erklärte sie. Der Verlauf ihrer Schwangerschaft wird entscheidend für ihre sportliche Rückkehr sein.
Fehlende Unterstützung für schwangere Athletinnen
Die Situation von Semechin ist nicht einzigartig. Fabienne Königstein, eine Marathonläuferin, die im Sommer 2022 Mutter wurde, spricht von einer weit verbreiteten Isolation schwangere Athletinnen. Oft stehen sie allein da, weil viele in der Gesellschaft glauben, dass Sport und Schwangerschaft unvereinbar sind. Königstein kritisiert zudem das Fehlen von Ansprechpersonen und trainingswissenschaftlicher Begleitung für schwangere Athletinnen. Sie fordert finanzielle Unterstützung, da Sponsorenverträge häufig während der Schwangerschaft ausgesetzt werden.
Der Bedarf an Veränderung ist deutlich. Para-Kanutin Edina Müller, die 2021 gerne ihren Sohn zu den Paralympics in Tokio mitgenommen hätte, fordert eine Verbesserung der Strukturen für Mütter im Leistungssport. Auch im Reitsport gibt es Diskussionen über die notwendigen Lebensbedingungen für schwangere Athletinnen. Janne Friederike Meyer-Zimmermann hat die Initiative Equal Equest gegründet, die mehr Chancengleichheit im Reitsport anstrebt. Zuvor galt eine Schwangerschaftspause von mindestens sechs Monaten, was die Rückkehr in den Sport erheblich erschwerte.
Internationale Bestimmungen und deutsche Realität
Im Vergleich dazu hat die FIFA weltweit Mutterschutzregeln mit bezahltem Mutterschaftsurlaub und Kaderplatzgarantien eingeführt. In Deutschland sind die Zuständigkeiten innerhalb des Verbands oft unklar. Das Thema steht jedoch auf der Agenda des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in diesem Jahr. Die Notwendigkeit, finanzielle Sicherheit für schwangere Sportlerinnen zu gewährleisten und eine bessere Unterstützung anzubieten, ist unbestreitbar. Händeringend werden Lösungen gesucht, um den Herausforderungen von Schwangerschaft und Leistungssport gerecht zu werden, damit wie im Fall von Elena Semechin auch künftig Mütter ihren Platz im Wettkampf finden können.