
Der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Holger Münch, äußerte sich alarmiert über die Zunahme des Kokainkonsums in Deutschland. In einem aktuellen Bericht von rbb24 teilte er mit, dass auf dem Drogenmarkt eine „hohe Dynamik und eine Kokain-Schwemme“ zu verzeichnen sei. Diese Entwicklung hängt eng mit der gesättigten Marktsituation in Nordamerika zusammen, was dazu führt, dass der Drogenhandel zunehmend nach Europa abwandert.
Besonders in den deutschen Regionen Berlin und Brandenburg zeigt sich der Anstieg des Kokainmissbrauchs deutlich. Laut Informationen der Barmer-Krankenkasse wurden in Berlin im Jahr 2023 über 7.200 Kokainabhängige in Behandlung gesehen, eine Steigerung von 5.400 im Jahr 2019. In Brandenburg stieg die Zahl der Behandlungsfälle von 870 im Jahr 2019 auf fast 1.300 im Jahr 2023. Münch weist darauf hin, dass dies wahrscheinlich nur die Spitze des Eisbergs ist, da von einer großen Dunkelziffer an nicht erfassten Fällen ausgegangen wird.
Demografische Trends im Drogenmissbrauch
Eine besonders betroffene Gruppe sind Männer im Alter von 20 bis 39 Jahren. Diese demografischen Daten verdeutlichen, dass die Herausforderung im Bereich der Substance-Use-Disorders zunehmend an Dringlichkeit gewinnt. Münch äußerte auch seine Besorgnis über die Entwicklungen im Heroin-Markt. Der unterbundenen Opiumanbau in Afghanistan durch die Taliban könnte laut seinen Einschätzungen zu einer Verknappung führen, die wiederum das Risiko der Vermischung mit gefährlichen synthetischen Opioiden wie Fentanyl erhöhen könnte.
Die Ermittlung und Verfolgung von Drogenvergehen könnte durch die neue Gesetzgebung zur Cannabis-Legalisierung zusätzlich erschwert werden. Im April 2025 trat eine teilweise Legalisierung in Kraft, die den Besitz und den kontrollierten Anbau in Anbau-Vereinigungen erlaubt. Münch betont jedoch, dass die neuen Regelungen nicht zur Entlastung der Ermittlungsbehörden beitragen werden, da die Cannabis-Clubs den tatsächlichen Bedarf nicht decken können.
Globale Entwicklungen im Drogenmissbrauch
Auf internationaler Ebene sind Rückgänge bei Drogenüberdosen in den USA zu verzeichnen. Laut NPR gab es einen landesweiten Rückgang von über 26 % im Vergleich zum Höchststand im Juni 2023, was etwa 30.000 weniger Todesfällen pro Jahr entspricht. Dies steht im Zusammenhang mit einer Reihe von Faktoren, wie der verbesserten Verfügbarkeit von Naloxon, das tödliche Opioidüberdosierungen umkehren kann.
Ein absinkender Reinheitsgrad von Straßenfentanyl, niedrigere Todesfälle durch weniger tödliche Drogenmischungen und der Zugang zu besseren öffentlichen Gesundheitsdiensten sind weitere mögliche Erklärungen für diesen Rückgang. Diese Theorie wird jedoch von Experten als vorläufig betrachtet und erfordert weitere Daten, um ihre Gültigkeit zu bestätigen.
In Deutschland beschäftigt sich der REITOX-Jahresbericht 2024 mit ähnlichen Themen. Der Bericht bietet Einblicke in die Entwicklung illegaler Drogen, einschließlich Prävention, Beratung, Behandlung und Schadensminderung. Die Berichterstattung über die Drogenlage in Deutschland zeigt die wachsende Komplexität und die Notwendigkeit für effektive Präventionsstrategien. Weitere Informationen und interaktive Grafiken sind auf der Website des Bundesbeauftragten für Sucht- und Drogenfragen verfügbar.