
In den letzten Tagen steht der ehemalige kolumbianische Radsportler Luis Alberto Herrera im Zentrum schwerwiegender Vorwürfe. T-online berichtet, dass zwei inhaftierte Ex-Paramilitärs Herrera beschuldigen, in das Verschwinden von vier Bauern verwickelt zu sein. Die Vorwürfe beziehen sich auf ein Ereignis aus dem Jahr 2002, als Herrera angeblich eine militante Gruppe aufforderte, diese Personen aus seiner Nachbarschaft zu vertreiben oder zu töten, da sie als Teil der Guerilla betrachtet wurden.
Die Staatsanwaltschaft hat bereits eine gründliche Untersuchung des Grundstücks von Herrera angeordnet, die Ausgrabungen im Garten umfasst. Laut den Ex-Paramilitärs soll Herrera ihnen Geld und Bilder der betroffenen Personen gegeben haben, um die nötigen Waffen und Motorräder zu beschaffen. Herrera selbst bestreitet diese Vorwürfe vehement und erklärt, dass er niemals einer kriminellen Vereinigung angehört habe. Er habe sein Leben dem Sport gewidmet und nach seinem Rücktritt ehrlich gearbeitet.
Der Schatten der Vergangenheit
Herrera gibt an, auch Opfer von Erpressung und Drohungen geworden zu sein, einschließlich der aktuellen Anschuldigungen. Diese schwerwiegenden Vorwürfe werfen nicht nur ein Licht auf die dunkle Seite des kolumbianischen Radsports, sondern erinnern auch an die ungeklärten Verhältnisse, in denen viele ehemalige Sportler lebten. Besonders in den 1980er Jahren, als Herrera zu den besten Radfahrern der Welt zählte und 1987 die Vuelta a España gewann, gab es zahlreiche Verbindungen zwischen dem Radsport und der Drogenkriminalität in Kolumbien.
Der Radsport ist nach wie vor ein bedeutender Exportschlager Kolumbiens. taz hebt hervor, dass staatliche Förderungen den Sport unterstützen, inspiriert durch Erfolge prominenter Athleten wie Nairo Quintana und Egan Bernal. Während in den letzten Jahren die Mordraten in Kolumbien merklich gesenkt wurden und Paramilitärs sowie Guerillagruppen teilweise demobilisiert wurden, persistieren Probleme mit dem Kokaanbau und den damit verbundenen Bandenkriegen.
Sport im gefährlichen Umfeld
Der Kontext, in dem Radsport in Kolumbien betrieben wird, bleibt angespannt. Kriminelle Gruppierungen dringen in ehemalige Guerillazonen vor und betreiben illegale Landwirtschaft. Dies hat nicht nur ökologische, sondern auch gesellschaftliche Folgen. Der Radsport selbst wurde bereits während der sogenannten „Violencia“ betrieben, was dazu führte, dass viele Athleten unter intensiven Sicherheitsvorkehrungen trainieren mussten.
Es ist nicht das erste Mal, dass Radsportler solchen Bedrohungen ausgesetzt sind. In der Vergangenheit wurden Persönlichkeiten wie Herrera und Oliverio Rincón entführt. Trotz der damit verbundenen Gefahren setzten viele Sportler ihr Training fort und nahmen an Wettkämpfen teil. Die Vuelta a Colombia von 2016 ist ein Beispiel, bei dem eine Etappe durch ein umkämpftes Gebiet verlief und von Polizei begleitet wurde.
Darüber hinaus war die Verbindung zwischen Drogenhandel und Radsport in den 80er und 90er Jahren bemerkenswert. Drogenbarone suchten Sponsoringmöglichkeiten im Sport, und sogar Fahrräder wurden zur Beförderung von Drogen eingesetzt. Die gegenwärtige Lage zeigt jedoch einen Rückgang dieser Verbindungen, während Fahrräder nach wie vor in verschiedenen illegalen Aktivitäten verwendet werden.