
Die griechische Werftindustrie zeigt Anzeichen einer dramatischen Wende. Früher als Symbole des wirtschaftlichen Niedergangs angesehen, haben Unternehmen wie Hellinc Shipyards, Salamis, Eleusis und Neorion neue Hoffnung geschöpft. Der Verlust von Aufträgen an günstigere Schiffbaubetriebe in der Türkei und Asien während der Finanzkrise in den 2010er-Jahren hat tiefe Spuren hinterlassen. Dennoch berichten die ln-online.de, dass die Anzahl der Reparaturaufträge im letzten Jahr im Vergleich zu vor einem Jahrzehnt nun verdoppelt wurde. Derzeit trägt die Branche etwa 1% zum Bruttoinlandsprodukt Griechenlands bei, mit der Aussicht, in den nächsten fünf Jahren auf 2,5% zu wachsen.
Die Übernahme der Neorion-Werft durch Onex Technology Systems im Jahr 2018 und der Eleusis Shipyards im Jahr 2020 stellt einen Wendepunkt dar. Seit 2019 hat Onex über 500 Schiffe auf diesen beiden Werften repariert. Diese Initiative wird durch Investitionen von 550 Millionen Dollar (479 Millionen Euro) unterstützt, um die Werften zu modernen Schiffbauzentren auszubauen. In diesem Kontext fiel die Übernahme der Hellenic Shipyards durch George Prokopiou im Jahr 2023 für 37,3 Millionen Euro. Diese Werft ist nun als Skaramanga Shipyards bekannt und hat im vergangenen Jahr 37 Reparaturaufträge abgewickelt.
Wachstum und neue Herausforderungen
Die Planungen für die Zukunft der griechischen Werften sind optimistisch. Vor allem die Stadt Perama, einst von einer Arbeitslosenquote von 40% in den 2010er-Jahren betroffen, sieht nun einen zunehmenden Bedarf an Arbeitskräften. Die Aufträge kommen nicht nur aus dem zivilen Sektor. Griechenland startet das größte Rüstungsprogramm seiner Geschichte, das bis 2036 ein Volumen von 25 Milliarden Euro erreichen soll, wobei bis zu 7 Milliarden Euro für die Kriegsmarine vorgesehen sind.
Skaramanga Shipyards, die eine bedeutende Erfahrung mit Militäraufträgen haben, wurden 1937 für die griechische Kriegsmarine gegründet. Im Juli 2023 wurde eine Absichtserklärung mit Thyssenkrupp Marine Systems zur Modernisierung von Fregatten und U-Booten unterzeichnet. Vor diesem Hintergrund hat Griechenland 2021 vier Fregatten des Typs „Belharra“ bei der französischen Naval Group bestellt, deren erste Auslieferung für Ende 2023 erwartet wird.
NATO und Verteidigungsausgaben
In diesem Kontext spielt auch die geopolitische Lage eine entscheidende Rolle. Griechenland gilt in der NATO als Musterschüler bei den Verteidigungsausgaben. rnd.de stellte fest, dass das Land auch während der Finanzkrise über 2% des BIP für das Militär ausgab, was 2022 auf 3,9% stieg – höher als die USA mit 3,3%. Die konservative Regierung unter Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis hat Pläne zur Neuorganisation der Streitkräfte vorgestellt und plant, in den nächsten zehn Jahren 53 Milliarden Euro in die Modernisierung der Streitkräfte zu investieren.
Zu den größten Anschaffungen zählen neue Fregatten, Korvetten, Raketenzerstörer, U-Boote und Kampfflugzeuge. Bisher kamen die Waffensysteme hauptsächlich aus den USA und Frankreich, jedoch wird die einheimische Industrie stärker einbezogen. Schätzungen zufolge könnten griechische Werften Aufträge im Wert von 6-7 Milliarden Euro erhalten.
Die Bedrohungslage, beeinflusst durch den Ukraine-Konflikt, hat den Druck auf Griechenland erhöht, mehr in die Verteidigung zu investieren. Es wird auch eine engere Zusammenarbeit mit Partnern wie Israel angestrebt, um ein eigenes Luftverteidigungssystem ähnlich dem „Iron Dome“ aufzubauen, für das Investitionen von rund 2 Milliarden Euro vorgesehen sind.
Spätestens jetzt wird deutlich: Die griechischen Werften stehen an einem entscheidenden Wendepunkt. Mit einer Wiederbelebung der Branche, die durch eine Kombination aus staatlicher Unterstützung und internationalen Partnerschaften ermöglicht wird, könnten sie sich langfristig zu einem zentralen Akteur in der europäischen Verteidigungsindustrie entwickeln.