
Alkohol hat seit etwa 7.000 bis 9.000 Jahren eineBestandteil der menschlichen Kultur. Historische Artefakte zeigen, dass unsere Vorfahren bereits in China fermentierte Getränke aus Früchten, Reis und Weizen herstellten. Im alten Ägypten, etwa zur Zeit der Pyramidenbauarbeiten, wurde Bier sogar als Teil der Entlohnung der Bauarbeiter ausgegeben. Diese Formen des Konsums verdeutlichen, dass Alkohol nicht nur ein Genussmittel ist, sondern auch als sicheres Lebensmittel galt, da vergorenes Wasser in der Vergangenheit frei von Bakterien war. Dies unterstreicht die lange Tradition des Alkoholkonsums in der Geschichte der Menschheit, die bis zu den Sumerern im dritten vorchristlichen Jahrtausend zurückreicht, die Bier brauten, um kontaminiertes Wasser zu vermeiden, wobei ein Drittel ihrer Getreideernte in die Bierproduktion floss.
Heutzutage unterliegen die gesundheitlichen Auswirkungen des Alkoholkonsums intensiverer Forschung. So betont die Deutsche Gesellschaft für Ernährung sowie die WHO, dass es keine risikofreie Menge für unbedenklichen Konsum gibt. Übermäßiger Alkoholkonsum wird mit mehr als 200 Krankheiten in Verbindung gebracht, darunter Leberschäden, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Demenz und Depressionen. Tatsächlich sind in Deutschland jährlich etwa 20.000 neue Krebsfälle alkoholbedingt, was Alkohol zu einem der häufigsten vermeidbaren Risikofaktoren für Tumorerkrankungen macht.
Gesellschaftliche Auswirkungen und Kosten
Die gesellschaftlichen Kosten, die durch schädlichen Alkoholkonsum entstehen, belaufen sich auf über 57 Milliarden Euro pro Jahr. In Deutschland liegt der aktuelle Durchschnittsalkoholkonsum bei rund 10 Litern pro Kopf, was zwischen den einzelnen Generationen variiert. Bemerkenswert ist, dass die Generation Z deutlich weniger Alkohol konsumiert als frühere Generationen. Um die Problematik zu veranschaulichen, sank der Alkoholverbrauch im Januar 2023 um 32 Prozent im Vergleich zum Jahresdurchschnitt des gleichen Jahres.
Die Bundesregierung hat bisher keine strengen Regelungen für Alkoholwerbung eingeführt, obwohl politische Eingriffe zur Regulierung des Alkoholkonsums in der Vergangenheit oft auf Widerstand gestoßen sind, wie beispielsweise während der „Münchner Bierrevolution“ 1844 und Gorbatschows Anti-Alkohol-Kampagne in den 1980er Jahren. Dennoch wird ein Bedarf an weiteren Maßnahmen zur Reduzierung problematischen Alkoholkonsums gesehen, wie etwa Preissteigerungen und Verfügbarkeitsreduktionen.
Alkoholsucht und Behandlung
Im Jahr 2023 waren in Deutschland über 1,4 Millionen Menschen wegen Alkoholsucht in Behandlung, wobei zwei Drittel dieser Betroffenen Männer sind. Trotz eines leichten Rückgangs in der Zahl der Alkoholsüchtigen bleibt die Dunkelziffer hoch. Besonders betroffen sind Personen in der zweiten Lebenshälfte, mit regionalen Unterschieden im Konsumverhalten: In Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen liegt der Anteil alkoholkranker Menschen über dem Bundesdurchschnitt. Darüber hinaus stieg zwischen 2011 und 2021 die Zahl der Berufstätigen mit einem exzessiven Trinkverhalten um etwa ein Drittel.
Die Rolle des Alkohols in gesellschaftlichen und religiösen Praktiken hat sich im Laufe der Jahrhunderte gewandelt. In vielen Kulturen, wie der griechischen und römischen, war Alkohol nicht nur Genussmittel, sondern auch essenzieller Bestandteil von Zeremonien und Festen. Mit der Globalisierung ab dem 16. Jahrhundert wurden Alternativen wie Kaffee und Tee populär, was den Blick auf Alkohol als Genussmittel veränderte und ein wachsendes Bewusstsein für seine schädlichen Auswirkungen zur Folge hatte.
Abschließend fasst sich die Geschichte des Alkohols in der Gesellschaft als eine komplexe, in der sowohl Genuss als auch Gefahr Hand in Hand gehen. Die gesellschaftliche Debatte über den verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol zeigt, dass es weiterhin notwendig ist, über Konsummuster und die damit verbundenen Risiken nachzudenken.TagesschauDeutschlandfunk.