
In der heutigen Zeit wird Angst oft als bedrohliches, unangenehmes und peinliches Gefühl betrachtet. Dabei bietet sie in vielen Fällen auch versteckte Vorteile. Prof. Dr. Siegbert A. Warwitz, ein Experte für menschliche Entwicklung und deren Einflussfaktoren, macht deutlich, dass Angst nicht einfach als Zeichen von Schwäche abgetan werden sollte. Vielmehr hat sie eine schützende Funktion, da sie uns vor Gefahren und Überforderungen warnen kann. Sein Bericht auf Focus.de macht deutlich, dass Angst eine komplexe Emotion ist.
Die Psychologie unterscheidet zwischen zwei Arten von Angst: „Trait-Angst“, die als dauerhafte, krankhafte Störung angesehen wird, und „State-Angst“, die kontextabhängig ist und in bestimmten Situationen auftritt. Die Wirkung von Angst kann sich von leichten Unsicherheiten bis hin zu lähmenden Zuständen erstrecken. Besonders interessant ist das „Gesetz der Angst“, das besagt, dass ein mittleres Niveau an Angst optimal für die Leistung ist. Dieses Konzept wird häufig in der Angsttherapie als Grundlage verwendet.
Die Rolle der Angst in der Therapie
Angst kann Stress auslösen und Hormone wie Adrenalin freisetzen, die die Leistungsfähigkeit steigern. Doch wie Warwitz betont, wird Angst dann therapiebedürftig, wenn sie übertrieben ist, nicht mehr sachdienlich warnt oder Leidensdruck erzeugt. Therapien zielen darauf ab, den Angstpegel auf ein sinnvolles Niveau zu bringen. Bei der Behandlung werden verschiedene Methoden je nach Art der Angst angewendet. Frei flottierende Ängste sollten rationalisiert werden, während unbestimmte Ängste in gerichtete Ängste umgewandelt werden sollten. Phobien beispielsweise werden häufig durch graduelle Annäherung behandelt, während bei Paniktendenzen Desensibilisierung erforderlich ist.
Kinder und Jugendliche bewältigen Ängste häufig durch Mutproben, die ihnen helfen, ihre Furcht zu überwinden und Mut zu entwickeln. Warwitz hebt hervor, dass Angst ein wichtiger Begleiter auf dem Weg zur persönlichen Entwicklung ist.
Fortschritte in der Angstforschung
Zusätzlich zu den praktischen Aspekten der Angsttherapie, bietet das Buch „Psychologie der Angst“ von Univ.-Prof. Dr. Heinz Walter Krohne eine tiefere Einsicht in die theoretischen Grundlagen und Fortschritte in der Angstforschung. Das Werk, erhältlich für 34,99 € inkl. MwSt. unter Kohlhammer, thematisiert die Messung von Angst, biologische Grundlagen sowie Persönlichkeitsmerkmale wie Ängstlichkeit. Krohne, ein Professor für Psychologie am Psychologischen Institut der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, beleuchtet die empirischen Befunde zu Entwicklungsbedingungen, Auslösern und Konsequenzen von Angst und bietet einen soliden Überblick über aktuelle Erkenntnisse in der Angstforschung.
Insgesamt zeigt sich, dass Angst ein tief verwurzelter Bestandteil des menschlichen Lebens ist, der sowohl als hinderlich als auch förderlich wahrgenommen werden kann. Es gilt, die richtige Balance zu finden und Angst nicht nur zu fürchten, sondern auch als wertvolle Ressource zu nutzen.