
Die Zukunft der Bosch Power Tools steht auf der Kippe, was Hunderte Beschäftigte in Aufruhr versetzt hat. In einer Protestaktion am Hauptsitz in Leinfelden-Echterdingen nahmen rund 600 Mitarbeiter an einer Betriebsratssprechstunde teil. Der Grund: Die geplante Schließung von zwei Werken in Deutschland, darunter das Werk in Sebnitz, Sachsen, und der Hauptsitz. Diese drastischen Maßnahmen sollen nach 2026 erfolgen und lassen über 500 Arbeitsplätze in der Branche auf der Kippe stehen. So berichtet TAG24.
Von der IG Metall und dem Betriebsrat wird die Entscheidung scharf kritisiert. Die Betriebsratsvorsitzende Karin Solda kündigte an: „Wir werden um jeden Arbeitsplatz kämpfen.“ Die Gründe für die Schließungen sind vielfältig: steigender Wettbewerbsdruck, sinkende Nachfrage und eine bereits gesunkene Auslastung der Werke. Die laufenden Sparprogramme scheinen nicht auszureichen, um dem Kostendruck standzuhalten.
Wettbewerbsfähigkeit in Frage gestellt
Die Schließungen stehen nicht isoliert da. Bosch Power Tools befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Bereits Mitte 2024 war ein Stellenabbau im Zentral-, Entwicklungs- und Verwaltungsbereich angekündigt worden, wodurch 480 Jobs wegfallen sollen. Das Unternehmen muss auf einen Umsatz von 5,1 Milliarden Euro im Jahr 2024 zurückblicken und sieht sich dennoch gezwungen, Maßnahmen zur Kostensenkung zu ergreifen, wie SWR berichtet.
Im Zuge der globalen Marktentwicklungen hat Bosch Power Tools angekündigt, innerhalb von drei Jahren insgesamt 1.200 Arbeitsplätze abzubauen, wobei 950 davon in Deutschland betroffen sein sollen. Thomas Donato, Vorsitzender des Bereichsvorstands, betonte, dass die Entscheidung nicht leicht gefallen sei. Die IG Metall sieht diesen Schritt jedoch nicht als Bekenntnis zum Industriestandort Deutschland. Einzelne Tätigkeiten sollen in Zukunft in kostengünstigere Länder wie China verlagert werden.
Wirtschaftliche Rahmenbedingungen
Diese Entwicklungen fallen in einen größeren Kontext der wirtschaftlichen Unsicherheit in Deutschland. Laut einer Analyse zeigt die deutsche Wirtschaft Anzeichen von Schwäche, was sich in Stellenstreichungen bei führenden Unternehmen wie Volkswagen, Bosch und Ford niederschlägt. Das IMD World Competitiveness Ranking zeigt einen dramatischen Rückgang von Platz 15 auf 24 zwischen 2022 und 2024. Hohe Energiepreise und eine marode Infrastruktur sind zentrale Probleme, die die Wettbewerbsfähigkeit zusätzlich belasten. Zudem prognostiziert man einen Fachkräftemangel von rund 728.000 bis 2027, wie im Deutschlandfunk dargestellt wird.
Zusammengefasst steht Bosch Power Tools vor herausfordernden Zeiten. Die Kombination aus internen Restrukturierungen und externen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen macht die Lage fragil. Ein Weg nach vorne könnte nur über konstruktive Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern und nachhaltige Strategien zur Sicherung von Arbeitsplätzen und Wettbewerbsfähigkeit führen.