
Der Nordatlantische Jetstream spielt eine zentrale Rolle in den Wetter- und Niederschlagsmustern der mittleren Breiten Europas. Diese atmosphärische Strömung, die den Nordatlantik in südwestlicher bis nordöstlicher Richtung überquert, transportiert Niederschläge nach Europa. Klimaveränderungen haben in der Vergangenheit die Stärke und den Verlauf dieses Jetstreams beeinflusst, jedoch ist der Einfluss klimabedingter Schwankungen auf lokale und regionale Niederschlagsmuster noch unzureichend verstanden, wie die Universität Heidelberg berichtete.
Natürliche Klimaarchive, insbesondere Tropfsteine in der Cloşani-Höhle in Rumänien, liefern wertvolle Informationen über die Klimadynamik vergangener Zeitalter. Diese Speleotheme, die sich über Tausende von Jahren aus einsickerndem Niederschlagswasser bilden, werden geochemisch untersucht, um Rückschlüsse auf Ablagerungsgeschehen, Umweltbedingungen und Niederschlagsmengen der Vergangenheit zu ermöglichen. Aktuelle Forschung konzentrierte sich auf drei Stalagmiten, die Daten zu hydroklimatischen Bedingungen im östlichen Mitteleuropa der letzten 20.000 Jahre enthalten. Die Ergebnisse zeigen, dass sich der Verlauf des Nordatlantischen Jetstreams aufgrund der Erwärmung und des Schmelzens der Eisschilde in der nördlichen Hemisphäre verändert hat, wobei diese Veränderungen bis vor etwa 5.000 Jahren anhielten.
Analyse der Niederschlagsverteilung
In der späten letzten Eiszeit, vor etwa 20.000 Jahren, und im frühen bis mittleren Holozän fielen die Niederschläge um 20 bis 30 Prozent höher aus als heute. Die Variabilität der Niederschläge schwankte über kurze Zeiträume unabhängig von den langfristigen Temperaturentwicklungen im nordatlantischen Raum. Dr. Warken hebt hervor, dass dynamische Prozesse wie Veränderungen in Windmustern und atmosphärischen Strömungen erheblichen Einfluss auf die Niederschlags- und Wettermuster in Zentraleuropa haben. Während bisherige Rekonstruktionen sich hauptsächlich auf thermodynamische Prozesse konzentrierten, zeigen aktuelle Klimamodelle zur Simulation lokaler und regionaler Niederschlagsmuster große Unsicherheiten.
Der Klimawandel führt zu häufigeren und intensiveren Niederschlagsereignissen, und Prognosen deuten auf eine Zunahme von Extremwettereignissen in Europa hin. Ein besseres Verständnis der zugrundeliegenden dynamischen Prozesse ist entscheidend für genauere Vorhersagen künftiger Niederschlagsmuster. Dies könnte die Genauigkeit von Klimamodellen und -prognosen verbessern, wie die Universität Heidelberg in ihrer Forschung zusammen mit der Universität Mainz, der Universität Innsbruck und weiteren wissenschaftlichen Einrichtungen in Deutschland und Rumänien herausstellte.
Zusätzlich wurden in einer Studie analysiert, wie der Jetstream die Niederschlagsverteilung in der Euro-Atlantik-Region beeinflusst. Diese Studie, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Natural Hazards and Earth System Sciences, zeigt, dass Wetter Systeme hauptsächlich aus dem Atlantik kommen und durch westliche Strömungen in die Mittelmeerregion transportiert werden. In der oberen Troposphäre existieren dabei zwei Hauptjets: der Atlantische Jet und der Afrikanische Jet. Die relative Position dieser Jets hat einen erheblichen Einfluss auf die Niederschlagsmuster im Mittelmeerraum, sowohl im Herbst als auch im Winter und im Frühjahr.
Diese Erkenntnisse unterstreichen, wie wichtig es ist, den Einfluss des Jetstreams auf das Klima und die Niederschlagsverteilung weiter zu erforschen, um genauere Wetterprognosen zu ermöglichen.