
Die Obstanbauer am Bodensee sehen sich derzeit mit einer ernsthaften Bedrohung konfrontiert. Rund 200 Apfelbäume in Bodolz wurden stark beschädigt oder sind unbrauchbar geworden. Grund dafür ist das Nagen eines Bibers, der in der Region für große Schäden sorgt. Dies ist nicht das erste Mal, dass der Biber Obstbäume im Kreis Lindau angreift; bereits in der Vergangenheit hat er erhebliche Zerstörungen verursacht. Die Obsterzeugung ist ein maßgeblicher Wirtschaftszweig in dieser beliebten Urlaubsregion, die auch für ihren Tourismus bekannt ist, und solche Vorfälle können ernsthafte wirtschaftliche Konsequenzen haben, wie die Obstbauern warnen.
Bodols, eine Gemeinde mit etwa 3000 Einwohnern, beherbergte im Jahr 2020 noch 16 landwirtschaftliche Betriebe, die alle in der Obstproduktion tätig waren. Einige Landwirte haben bereits Maßnahmen ergriffen, wie das Aufstellen von Stromzäunen, um ihre Bäume vor den geschützten Tieren zu schützen. Der Biber, der unter Naturschutz steht, stellt eine Herausforderung dar, denn obwohl er nützlich zur Schaffung neuer Lebensräume für verschiedene Tierarten ist, bringt seine Ausbreitung auch Konflikte mit der Landwirtschaft mit sich.
Biber in der Umgebung
Nicht nur in Bodolz zeigt sich das Problem. Auch in Konstanz wurden kürzlich Bissspuren an einem Baum entdeckt. Sylvia Schnitzius, die mit ihrem Hund auf der Seestraße spazieren ging, fand Bissmarkierungen an einer Pappel und musste feststellen, dass am Baum noch kein Schutzzaun installiert war, um ihn vor den Bibern zu schützen. Dieses Verhalten des Bibers sei laut Lisa Maier vom Naturschutzbund-Bodenseezentrum (Nabu) nicht ungewöhnlich. Die Biberpopulation hat in den letzten Jahren zugenommen und besiedelt zunehmend Höhlen.
Biber sind opportunistische Fresser, die sich im Winter vor allem von Rinde ernähren. Maier erklärt, dass sie vor allem weiche Hölzer wie Pappeln bevorzugen, jedoch auch vor härteren Hölzern nicht Halt machen. Die Stadt Konstanz hat mittlerweile die betroffene Pappel eingezäunt und plant vorerst keine zusätzlichen Schutzmaßnahmen für andere Bäume an der Seestraße, obwohl die Situation genau beobachtet wird.
Maßnahmen und Herausforderungen
Die Herausforderung, die Biberpopulation zu regulieren, wird zunehmend diskutiert. Anwohner wie Rolf Eichler fordern stärkeren Schutz der Baumbestände und die Regulierung der Population, um Schäden an der Infrastruktur zu vermeiden. Lisa Maier weist darauf hin, dass die Ansiedlung von Bibern sowohl Herausforderungen als auch positive Auswirkungen hat – sie schaffen Lebensräume für seltene Arten und helfen, Wasser in der Landschaft zu halten.
Im Rahmen eines Bibermanagements in Baden-Württemberg arbeiten Fachleute zusammen mit ehrenamtlichen Biberberatern, um Bürger bei Problemen mit den Tieren zu unterstützen. Das Landratsamt stellt sogar kostenfrei Material für Schutzmaßnahmen zur Verfügung. Die Bürger werden ermutigt, Meldungen über Nagespuren oder Dämme einzureichen, um die Verbreitung der Biber im Kreisgebiet im Auge zu behalten, damit geeignete Maßnahmen zur Eindämmung der Schäden ergriffen werden können.