
Im Konstanzer Bodensee-Naturmuseum findet aktuell ein spannendes studentisches Seminar statt, das unter dem Titel „Wissenschaft erzählen. Ein stadtökologisches Museumsprojekt“ läuft. Studierende der Universität Konstanz entwickeln innerhalb dieses Seminars ein innovatives Museumsspiel in enger Kooperation mit dem Bodensee-Naturmuseum. Die Seminarleitung übernehmen Anke Klaaßen, eine erfahrene Naturpädagogin, sowie Dr. Albert Kümmel-Schnur, ein Literatur- und Medienwissenschaftler. Dieses Seminar ist Teil des umfassenden stadtökologischen Projektes „Der Wald kommt in die Stadt“, welches von der Baden-Württemberg-Stiftung gefördert wird. Projektpartner sind unter anderem die Stadt Konstanz, WOBAK, Spar- und Bauverein sowie der B.U.N.D. Konstanz.
Das Hauptziel des Projektes besteht darin, neue und kreative Wege zur Vermittlung von Museumsinhalten zu finden. Im Verlauf von zwei Semestern wird das Museumsspiel erarbeitet; die Form des Spiels ist dabei noch offen und wird kontinuierlich weiterentwickelt. Unterstützung erhalten die Studierenden nicht nur von ihren Seminarleitern, sondern auch von renommierten Spieleautoren sowie Fachleuten aus der Spielebranche. Ein besonderes Merkmal des Seminars ist, dass es teilweise öffentlich im Museum durchgeführt wird, sodass Besucher die Möglichkeit haben, den Studierenden während des kreativen Prozesses über die Schulter zu schauen.
Dokumentation und Sonderausstellung
Der gesamte Arbeitsprozess wird dokumentiert und soll in einer kleinen Sonderausstellung zur Stadtökologie präsentiert werden. Zudem wird ein begleitendes Rahmenprogramm für Grundschulen und Kindergärten angeboten, das sich mit den Themen der Stadtökologie und kreativen Umsetzungen beschäftigt. Im Rahmen dieses Projektes wurde „Der Wald kommt in die Stadt“ am 5. April 2025 mit dem Landesnaturschutzpreis ausgezeichnet, was die Bedeutung und den Erfolg der Initiative unterstreicht.
Ein zentrales Element des Projektes ist ein zwölfteiliger Baumpfad in Konstanz, der sich vom Sea Life bis zum Zähringerplatz erstreckt. Dieser Baumpfad thematisiert verschiedene stadtökologische Inhalte wie Tiere und Pflanzen, Baumleben, Müll, Luftverschmutzung und Klimawandel. Die Inhalte sind dabei narrativ verknüpft und richten sich speziell an Kinder im Alter von 4 bis 10 Jahren. Um die Geschichte anschaulich zu vermitteln, wird ein Bilderbuch erstellt, auf dessen Basis das Spiel dann entwickelt wird. Dr. Kümmel-Schnur und Anke Klaaßen planen zudem, einen Puppenfilm zu drehen, der im Seminar Premiere feiert und ebenfalls in der Ausstellung gezeigt werden soll.
Ein Blick in die Naturgeschichte
Das Bodensee-Naturmuseum hat ebenfalls eine bedeutende Geschichte, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Eine Schlüsselfigur war Ludwig Leiner (1830 – 1901), Apotheker und Stadtrat in Konstanz, der als Gründer des Rosgartenmuseums gilt. Er hinterließ der Stadt ein wertvolles Herbarium mit rund 20.000 Belegen von Farn- und Blütenpflanzen, hauptsächlich aus dem Bodenseeraum und den Alpen. Fünf Generationen der Apothekerfamilie Leiner trugen zur Bereicherung dieser Sammlung bei. Durch verschiedene Schenkungen, wie die Sammlung Speidel aus dem 18. Jahrhundert, konnte das Herbarium stetig erweitert werden. Eine umfassende Restaurierung und Katalogisierung der Pflanzensammlung fand zwischen 2001 und 2004 statt, unterstützt von der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg.
Der Katalog des Herbariums ist mittlerweile online einsehbar und stellt eine wertvolle Ressource für Forschung und Bildung dar. Auf die Restaurierung folgt die Publikation: „Restaurierung und Katalogisierung des Herbariums Leiner in Konstanz“, die als wichtige Dokumentation dient.
Diese vielfältigen Initiativen zeigen, wie eng Bildung und Naturschutz miteinander verknüpft sind und welche Rolle Museen dabei spielen, das Bewusstsein für ökologische Themen zu schärfen und die nächste Generation auf spielerische Weise zu sensibilisieren.