
Am 30. Januar 2025 wird die renommierte südkoreanische Germanistin Prof. Dr. Yun-Young Choi von der Seoul National University einen fesselnden Vortrag über die koreanische Gegenwartsliteratur halten. Choi, die als Fellow am Zentrum Religion, Kirche, Gesellschaft im Wandel (ZRKG) der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) zu Gast ist, beschäftigt sich in ihrem Vortrag mit dem modernen Animismus in der Literatur von Han Kang, insbesondere mit den Werken „Die Vegetarierin“ und „Weiß“. Die Veranstaltung findet im Kapuzinerkloster statt und wird auch online über Zoom übertragen, was es einem breiteren Publikum ermöglicht, an diesem kulturellen Austausch teilzuhaben.
Prof. Choi leitet das Institut für Übersetzungsforschung zur deutschen und koreanischen Literatur und kann auf eine beeindruckende Karriere zurückblicken. Sie war Fellow der Humboldt-Stiftung, Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Deutschen Literaturarchivs Marbach und hat zahlreiche Auszeichnungen von der National Academy of Sciences sowie der Korea Comparative Literature Association erhalten. Ihre Expertise bringt wertvolle Einblicke in die Themen und Stilmittel von Han Kangs Schaffen.
Han Kang: Ein Literarisches Phänomen
Han Kang, die 2024 als erste südkoreanische Autorin den Nobelpreis für Literatur erhielt, ist bekannt für ihre intensive poetische Prosa und die Behandlung historischer Traumata. Ihr literarisches Werk, das sich durch lyrische Eleganz auszeichnet, regt die Leser dazu an, über die Komplexität der menschlichen Erfahrung nachzudenken. Die Autorin, die 53 Jahre alt ist und 1970 in Gwangju geboren wurde, studierte Koreanische Literatur an der Yonsei University, bevor sie 1993 ihren Abschluss machte. Han Kang debütierte mit Gedichten und wurde schnell für ihre Prosawerke bekannt.
In ihrem Bestseller „Die Vegetarierin“ (2007) konfrontiert Han Kang das Thema gesellschaftlicher Druck und psychische Gesundheitsprobleme. Der Roman erzählt von einer südkoreanischen Hausfrau, die sich mit ihrer Entscheidung, Vegetarierin zu werden, gegen ihre Familie auflehnt. Mit dem Werk „Human Acts“ behandelt sie die historischen Traumata, die mit dem Gwangju-Aufstand von 1980 verbunden sind und vermittelt die Zerbrechlichkeit des menschlichen Lebens. Ihre Geschichten sind nicht nur künstlerisch wertvoll, sondern auch tiefgründig und bewegend.
Spiritualität und Kunst in Kangs Werk
Eines der zentralen Themen in Han Kangs Schreiben ist die Verbindung zwischen Körper und Seele sowie die Auseinandersetzung mit dem Tod. Diese Aspekte sind auch prägnant in ihrem Werk „Weiß“ (2016), das sich mit Ritualen für Verstorbene und der Spiritualität auseinandersetzt. Ihre Nobelpreisrede reflektierte darüber, wie Sprache als verbindender Faden zwischen Menschen fungiert. Im ZRKG, wo das Publikum auch über die Verbindungen zwischen Kunst und Spiritualität in gewaltfreien Demokratien diskutiert, wird die Relevanz von Kangs Themen besonders betont.
Am 29. Januar 2025 wird ein Fachgespräch mit Prof. Choi zum Thema „Spiritualität in der Gegenwartsliteratur“ stattfinden, zu dem Interessierte eingeladen sind. Die Anmeldung erfolgt über zrkg(at)ku.de. Diese Veranstaltungen bieten nicht nur eine Plattform für akademische Diskussion, sondern auch die Gelegenheit, die wichtigen kulturellen und literarischen Strömungen Südkoreas zu erkunden.
Mit ihrem Werk und den anstehenden Vorträgen wird deutlich, wie literatura die Brücke zwischen Kulturen schlagen kann und wie die Stimmen von Autorinnen wie Han Kang die globale literarische Landschaft nachhaltig prägen.