
Ein tragischer Vorfall erschüttert Mannheim: Ein Autofahrer raste offenbar bewusst in eine Menschenmenge, was zu zwei Todesfällen führte. Ermittler haben bereits „konkrete Anhaltspunkte für eine psychische Erkrankung des Täters“ gefunden. Der bekannte Profiler Axel Petermann äußerte sich zu den Umständen der Tat und beschreibt, dass der Täter in seiner Gedankenwelt eine minutiöse Planung durchführte.
Die Tat lässt sich in direkter Verbindung zu vorhergehenden Vorfällen bringen. Petermann zieht Parallelen zu einem neuen Tätertypus, der starke psychische Probleme aufweist. Möglicherweise wurde der Vorfall von der Vielzahl ähnlicher Taten in der Öffentlichkeit beeinflusst. „Der Täter könnte den Wunsch gehabt haben, Chaos zu stiften und Menschen zu töten“, so Petermann. Das Fahrzeug stellte sich dabei als einfaches und gleichzeitig wirkungsvolles Tatmittel dar.
Psychische Gesundheit und Suizidalität
Der Täter war nicht unauffällig: Vor zehn Jahren saß er wegen Körperverletzung im Gefängnis und fiel erst 2018 durch „Hate Speech“ auf Facebook auf. Psychische Erkrankungen zeigen in der Regel ein volatiles Verhalten mit plötzlichen Schüben. Dabei wird in der modernen Forschung immer wieder darauf hingewiesen, dass psychische Störungen das Suizidrisiko um das 30- bis 50-Fache im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung erhöhen. Dennoch klärt die wissenschaftliche Literatur, dass diese Erkrankungen nur einen Teil aller Suizide ausmachen, und fordert, auch andere Faktoren in der Suizidforschung zu berücksichtigen. Seien es Beziehungsprobleme, Missbrauch von Substanzen oder finanzielle Sorgen – viele Menschen, die suizidales Verhalten zeigen, leiden nicht zwangsläufig an psychischen Störungen.
In einer Analyse zur Rolle psychischer Störungen bei Suiziden wird deutlich, dass höchstens 50% der Suizidierenden eine psychiatrische Diagnose hatten (PMC). Zusätzlich zeigen Metaanalysen, dass mehr als 90% der Suizidierenden zum Zeitpunkt ihres Todes eine psychiatrische Diagnose hatten. Die CDC bekräftigt diese Thesen, indem sie erklärt, dass Suizide nicht ausschließlich durch psychische Erkrankungen bedingt sind.
Risikofaktoren für suizidales Verhalten
Die Hintergründe suizidalen Verhaltens sind komplex. Bekannte Risikofaktoren sind unter anderem frühere Suizidversuche, psychische Erkrankungen, aber ebenso psychische und physische Belastungen. Statistiken zeigen, dass insbesondere Männer über 45 Jahre und allein lebende Menschen ein höheres Risiko für Suizide haben. Besondere Aufmerksamkeit zeigen neuere Studien auf junge Frauen, die häufig in Krisensituationen einen Suizidversuch unternehmen können (Suizidprävention).
Der tragische Vorfall in Mannheim wirft nicht nur Fragen über die psychische Gesundheit des Täters auf, sondern lässt auch den allgemeingültigen Kontext der Suizidprävention und der psychischen Erkrankungen erahnen. Die Festnahme des Täters deutete zudem darauf hin, dass er möglicherweise keinen Zugang zu scharfen Waffen hatte, was die Fragestellung erweitern könnte, wie Menschen in psychischen Krisen Zugang zu gewalttätigen Mitteln finden oder diese selbst erlangen.
Der Vorfall regt zur Diskussion über notwendige gesellschaftliche und präventive Maßnahmen an, um zukünftige Tragödien solcher Art zu vermeiden. Die Analyse der Motive und Hintergründe von suizidalem Verhalten wird dabei mehr denn je zum Schlüssel für ein besseres Verständnis der Problematik.