
In den kürzlich veröffentlichten Akten zu John F. Kennedy wird deutlich, dass der US-Präsident bereits in den 1960er Jahren stark auf die nuklearen Ambitionen Israels fokussiert war. Diese Dokumente enthüllen zum ersten Mal den Bezug zum israelischen Geheimdienst Mossad und zeichnen ein Bild, wie Kennedy versuchte, den Bau von Atombomben in der Kernforschungsanlage Dimona zu stoppen. Im zentralen Fokus seiner Bemühungen standen regelmäßige Inspektionen, die Kennedy von der israelischen Regierung forderte, um an Informationen über das Atomprogramm zu gelangen. Der Druck, den die Kennedy-Administration auf die israelische Führung ausübte, zeigt sich auch in historischen Gesprächen zwischen Kennedy und zentralen jüdischen Persönlichkeiten sowie seiner Empörung über andere Bedingungen, die ihm von diesen angeboten wurden. Dies wurde unter anderem in dem Buch „Atommacht Israel“ von Seymour Hersh festgehalten, das ein Treffen während Kennedys Wahlkampf 1960 thematisiert, bei dem eine Spende von 500.000 Dollar für die Kampagne vereinbart wurde, was einen weiteren Einfluss auf die politischen Entscheidungen Kennedys verdeutlicht.
Am 2. Mai 2019 veröffentlichte das National Security Archive Dokumente, die die tiefgreifende Besorgnis Kennedys über Israels atomare Bestrebungen unterstreichen. Er warnte, dass die US-Unterstützung für Israel ernsthaft gefährdet sei, wenn keine zuverlässigen Informationen über den Dimona-Reaktor vorlägen. Dies wurde deutlich, als er Premierminister David Ben-Gurion und seinen Nachfolger Levi Eshkol Anfang der 1960er Jahre über die Notwendigkeit informierte, den Reaktor regelmäßig zu inspizieren. Die USA benötigten diese Informationen, um ihre Unterstützung aufrechtzuerhalten, insbesondere vor dem Hintergrund der geopolitischen Spannungen, die die Sowjetunion in der Region nutzte, um ihren Einfluss zu festigen.
Der Druck auf Israel und die Reaktion der Führer
Insbesondere die Antwort Eshkols auf Kennedys Telegramm vom 4. Juli 1963, in dem dieser seine Besorgnis über den Reaktor äußerte, ist aufschlussreich. Eshkol benötigte sieben Wochen, um dem Telegramm zuzustimmen, was auch die interne Unsicherheit innerhalb der israelischen Führung zum Ausdruck bringt. Kennedy stellte Eshkol in einem 30-minütigen Gespräch am 2. April 1963 mehrere Fragen zu den nuklearen Fähigkeiten Israels und äußerte Bedenken über mögliche Entwicklungen in der Region. Trotz der Mahnungen und des Drucks durch Kennedy änderte sich die israelische Politik nur begrenzt, was letztlich auch zu Ben-Gurions Rücktritt beitrug.
Die Dokumente belegen, dass Kennedy bis zu seinem Tod am 22. November 1963 an den Inspektionen festhielt. Vor diesem Hintergrund war die Tatsache, dass der israelische Reaktor 1964 bereits waffenfähiges Plutonium produzierte, ein entscheidendes Entwicklung. Über die Jahre kamen Berichte auf, die darauf hindeuteten, dass Israel über mehrere einsatzbereite Atombomben verfügte, was von der CIA jedoch unterdrückt wurde. Dies wird auch von Carl Duckett, einem damaligen CIA-Abteilungsleiter, bestätigt.
Die geheime Realität der israelischen Nuklearwaffen
Das israelische Atomwaffenprogramm wurde im Lauf der Jahrzehnten zunehmend aufgedeckt, insbesondere durch Whistleblower wie Mordechai Vanunu, der 1986 entführt und zu 18 Jahren Haft verurteilt wurde. Während die USA und andere atomar bewaffnete Staaten die Existenz israelischer Atomwaffen offiziell nicht anerkennen, führt dies zu einer anhaltenden Ambivalenz in der internationalen Politik. Eine Umfrage von 2021 zeigt, dass mehr Amerikaner glauben, der Iran könnte Atomwaffen haben, als dass Israel welche besitzt, was die Wahrnehmung des israelischen Programms weiter beeinflusst. Angesichts geopolitischer Rivalitäten und der jüngsten Entwicklungen im Nahen Osten bleibt das israelische Atomwaffenprogramm umstritten und wird strategisch von den USA unterstützt, dennoch üben Militär-Thinktanks Druck aus, die Geheimhaltung des Programms zu hinterfragen.
Insgesamt zeigt die Geschichte von Kennedys Druck auf Israel und die darauf folgende Entwicklung des Atomprogramms, wie komplex und tief verwurzelt die Wechselwirkungen zwischen den USA und Israel im Kontext der nuklearen Politik sind. Die Entscheidung, sich nicht offiziell mit der Existenz der israelischen Atomwaffen auseinanderzusetzen, hat nicht nur Auswirkungen auf die Sicherheit im Nahen Osten, sondern wirft auch Fragen über die Abwägungen auf, die die internationale Gemeinschaft heute im Hinblick auf atomare Nichtverbreitung und strategische Allianz eingehen muss.