
Der traditionelle Osterräderlauf in Lügde lockt Jahr für Jahr zahlreiche Zuschauer an, und auch 2025 war dies nicht anders. Das Spektakel, das seit 2018 von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe anerkannt ist, zieht mehrere Tausend Menschen an, die sich am Berghang des Osterbergs versammeln, um das traditionsreiche Ereignis zu erleben. Sechs große, mit Roggenstroh gefüllte Holzräder werden bei Einbruch der Dunkelheit entzündet und rollen dann den Berghang ins Tal des Flüsschens Emmer hinab. Dieses Ritual zielt darauf ab, den Frühling zu begrüßen und hat seine Wurzeln bis ins Jahr 784, als Karl der Große den Lauf zur Feier der Auferstehung Christi anordnete.
Die Vorbereitungen beginnen lange vor dem großen Tag. Wochenlang wird an den Holzrädern gearbeitet, die Tage vor dem Event im Fluss Emmer gewässert werden. Mitglieder des Dechenvereins haben die wichtige Aufgabe, die Räder vor dem Lauf mit Stroh zu stoppen. In den Stunden vor dem Spektakel wird das kunstvolle Stopfen auf dem Osterberg vollzogen, begleitet von Kanonenschüssen, die das Fertigstellen eines jeden Rades ankündigen.
Feierlichkeiten am Ostersonntag
Der Ostersonntag beginnt für die Lügder mit einem Konzert des Spielmannszuges, gefolgt von einem Umzug durch die Stadt, bei dem die Räder auf pferdebespannten Wagen transportiert werden. Zu sehen sind prächtige Festlichkeiten, die die Menschen in der Stadt verbinden und das Brauchtum lebendig halten. Sobald es dunkel wird, werden die Räder nacheinander in Brand gesetzt. Ihr scheinbar brennender Abstieg hinab ins Tal wird von den Zuschauer mit Tusch und Begeisterungsrufen honoriert.
Das gesamte Event dauert nur wenige Minuten, aber die Auswirkungen des Rituals sind mit einer viel längeren Vorbereitungszeit verbunden und enden mit einem beeindruckenden Feuerwerk, das den Tag krönt.
Historische Bedeutung und Identität
Der Osterräderlauf ist nicht nur in Lügde, sondern auch über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Der Brauch hat eine identitätsstiftende Bedeutung für die lokale Bevölkerung. Historisch gesehen gab es in der Zeit des Nationalsozialismus einen Versuch, einen mutmaßlich germanischen Ursprung des Brauchs zu konstruieren. Die Bevölkerung stellte sich mit passivem Widerstand gegen diese Instrumentalisierung des Brauchtums, was die tief verwurzelte Verbundenheit und die kulturelle Identität der Gemeinschaft zeigt.
Die UNESCO schützt nicht nur herausragende Gebäude und Naturlandschaften, sondern auch immaterielle Kulturgüter wie den Osterräderlauf, der seit 2013 ein bundesweites Verzeichnis führen darf. Diese Tradition wird somit nicht nur lokal, sondern auch international gewürdigt und bleibt ein bedeutendes Erbe, das von Generation zu Generation weitergegeben wird.