
Im Bürgerspital Aalen findet regelmäßig das Angebot „Gemeinsam statt einsam“ statt, das darauf abzielt, Einsamkeit zu überwinden und Begegnungen zu schaffen. Der Mittagstisch besteht seit zweieinhalb Jahren und erfreut sich großer Beliebtheit. Tatsächlich sind die Veranstaltungen häufig ausgebucht, wobei die Teilnehmer überwiegend alleinstehende Frauen sind. Einer der Hauptgründe für die hohe Nachfrage ist das Bemühen, soziale Kontakte in einer zunehmend isolierten Gesellschaft zu fördern. Die Ehrenamtlichen servieren verschiedene leckere Gerichte, wie beispielsweise Maultaschen mit Kartoffelsalat. Wasser ist im Preis von 7,50 Euro enthalten, was ein zusätzliches Plus für die Besucher darstellt.
Das aktuelle Motto des Mittagstischs legt den Fokus auf Lachen und Gemeinschaft, unterstützt durch das kreative Element von Schmunzelsteinen. Dieses Konzept soll Teilnehmer dazu anregen, offen zu sein und miteinander ins Gespräch zu kommen. Auch Menschen mit Demenzerkrankungen sind herzlich eingeladen, Teil dieser Gemeinschaft zu werden. Neben dem Mittagstisch existiert ein neues Angebot: Das „Café Plausch“ an jedem ersten Sonntag im Monat, das weitere soziale Interaktionen fördern soll. Laut Schwäbische Post sind die nächsten Termine für den Mittagstisch am 8. April mit einem österlichen Menü und am 29. April mit einer Feier der Kirschblütenzeit.
Einsamkeit: Ein drängendes Thema
Die Thematik der Einsamkeit hat in den letzten Jahren verstärkt an Bedeutung gewonnen. Frau N. ist ein Beispiel für die Herausforderungen, die viele Menschen heute erleben. Sie begann 2017, nach dem Tod ihres Mannes, zunehmend einsam zu werden. Die Pflege ihres Mannes führte zu einem schrittweisen Rückzug von sozialen Kontakten. Ein Streit in der Familie verstärkte den Verlust an Nähe zu ihren Kindern, was ihre Einsamkeit noch verstärkte. Besonders während der Corona-Pandemie, die viele ohnehin schon belastete Menschen in eine tiefere Isolation führte, suchte auch sie verzweifelt nach sozialen Kontakten. Sie fand Trost in einer Kirchengemeinde, was ihr half, wieder Gespräche zu führen und neuen Lebenssinn zu finden. Ihr Beispiel zeigt, wie wichtig der Aufbau und die Pflege sozialer Netzwerke sind, um Einsamkeit zu bekämpfen.
Frau N. berichtet, dass sie den Verlust ihrer sozialen Kontakte als das Zerplatzen eines Netzes aus Seifenblasen empfunden hat. Ihre Erfahrungen sind symptomatisch für viele Frauen, die besonders von Einsamkeit betroffen sind. Frauen haben nachweislich eine höhere Einsamkeitsbelastung als Männer, verstärkt durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie, wie aus dem Einsamkeitsbarometer 2024 hervorgeht. Diese Studie zeigt einen erhöhten Anteil einsamer Menschen sowohl in der Altersgruppe der 18-29-Jährigen als auch bei den über 75-Jährigen, was die Reichweite des Problems verdeutlicht.
Gesellschaftliche Auswirkungen und Lösungsansätze
Einsamkeit hat nicht nur persönliche Auswirkungen, sondern auch gesellschaftliche. Laut der gleichen Studie sind Einsamkeitsgefühle bei Frauen über 75 Jahren in den letzten Jahren angestiegen. Diese Einsamkeit kann negative Folgen für die physische und psychische Gesundheit nach sich ziehen. Ein Ansatz zur Bekämpfung der Einsamkeit ist der Aufbau von sozialen Bindungen durch Angebote wie „Gemeinsam statt einsam“ oder durch das Netzwerk „Ostalb Gemeinsam“, das darauf abzielt, das Thema aus der Tabuzone zu holen.
In Pflegeeinrichtungen ist der Anteil einsamer älterer Menschen alarmierend hoch. Bis zu 35 Prozent in Einrichtungen und rund 10 Prozent in Privathaushalten sind betroffen. Initiativen wie das Evaluationsprojekt ReWiSil des Deutschen Zentrums für Altersfragen haben sich zum Ziel gesetzt, Wege zu finden, um die soziale Teilhabe älterer Menschen zu verbessern.
In einer zunehmend isolierten Gesellschaft ist es unerlässlich, dass solche Unterstützungsangebote ausgebaut werden, um das Gefühl der Einsamkeit zu reduzieren und soziale Integration zu fördern. Die kommenden Veranstaltungen im Bürgerspital bieten hierbei eine wertvolle Möglichkeit. Denn am Ende ist es das Miteinander, das zählt.