
Am 17. März 2025 fand in der Kirche St. Johann in Aalen ein intensives Konzert zur Kreuzigung statt, das unter der Leitung von Pfarrer Jan Langfeldt stand. Die Veranstaltung spannte einen Bogen von den Schrecken des Weltkriegs über die Mondlandung bis hin zu Jesu Leiden und Auferstehung. Mitwirkende waren Robert Rülke an der Violine, Thomas Haller an der Barockorgel und Nikolaus Friedrich an der Klarinette.
Das Konzert wurde durch die Präsentation eines großformatigen Bildes „Kreuzigung“ von Birgit Friedrich bereichert, das in einem korrespondierenden Dialog mit der Musik stand. Das Publikum erlebte ein intensives Hörerlebnis, das durch emotionale Klangkontraste geprägt war.
Musikalisches Programm und Klangliche Besonderheiten
Das Programm umfasste mehrere beeindruckende musikalische Stücke. Robert Rülke spielte die Mysterien-Sonate I d-Moll („Verkündigung“) von Heinrich Ignaz Franz Biber sowie die Mysterien-Sonate X g-Moll („Kreuzigung“) und die Passagaglia der Mysterien-Sonate XVI g-Moll („Schutzengel“) solo. Nikolaus Friedrich präsentierte das Stück „Vier Male“ für Klarinette solo von Wolfgang Rihm.
Die klanglichen Besonderheiten der Aufführung waren bemerkenswert. Rülke verwendete eine Skordatur, die eine abgeänderte Stimmung der Saiten beinhaltete. Friedrichs Spiel auf der Klarinette entblößte sowohl Schmerz als auch Erlösung. Diese technischen Finessen trugen dazu bei, das Publikum tief in die Thematik des Konzerts einzutauchen.
Wolfgang Rihm: Ein einflussreicher Komponist
Wolfgang Rihm, der das Stück „Vier Male“ erschuf, ist ein Komponist mit über 500 Werken. Seine Kompositionen sind vielfältig und reichen von Kammermusik bis hin zu Opern. Rihm hat über 400 seiner Werke im Universal Edition Verlag veröffentlicht und ist bekannt für seine kontinuierliche Weiterentwicklung als Komponist, ohne sich dabei dem klassischen Monument zu unterwerfen.
Zu seinen bedeutendsten Arbeiten zählen unter anderem die Kammeroper „Jakob Lenz“, das Ballett „Tutuguri“ sowie die Oper „Die Eroberung von Mexico“. Rihms Arbeiten sind oft durch eine intensive Auseinandersetzung mit politischen oder gesellschaftlichen Themen gekennzeichnet, wie beispielsweise in seinem Stück „Erster Doppelgesang“, das vom Ersten Golfkrieg inspiriert wurde.
Seine Kompositionen haben sich durch seine Techniken und den Einsatz von musikalischen Fragmenten weiterentwickelt, wie es in den „Vier Studien zu einem Klarinettenquintett“ von 2002 deutlich wird. In diesen Arbeiten zeigt sich ein lichtdurchströmter Klang, den Rihm mit einer Mischung aus Aggression und Melancholie verbindet, was auch in den „Wölfli-Liedern“ zum Ausdruck kommt, die eine Auseinandersetzung mit den Texten von Adolf Wölfli reflektieren.
Rihm bleibt ein zentraler Akteur der zeitgenössischen Musik, dessen Werke in dem Konzert zur Kreuzigung in Aalen eindrucksvoll zur Geltung kamen. Das Zusammenspiel von bewegender Musik und der visuellen Kunst von Birgit Friedrich schuf ein Erlebnis, das die Zuschauer veranlasste, tiefere Fragen zu Leben und Glauben zu reflektieren. Rihms Einfluss auf die moderne Musik wird auch in den kommenden Jubiläumskonzerten gewürdigt, die sein Schaffen und seine Innovationskraft in den Mittelpunkt stellen.