
Der Batteriehersteller Varta AG aus Ellwangen steht vor einem bedeutenden Wechsel im Vorstand. Finanzvorstand Marc Hundsdorf, der im Mai 2023 sein Amt antrat, wird das Unternehmen voraussichtlich im ersten Quartal 2025 verlassen. Der Rücktritt erfolgt auf eigenen Wunsch und im gegenseitigen Einvernehmen. Auch wenn bisher kein Nachfolger für die Position des CFO feststeht, plant die Unternehmensführung eine strukturierte und planvolle Nachbesetzung.
Hundsdorf hatte die Herausforderung übernommen, die erste Phase der Sanierung einzuleiten, eine Aufgabe, die er nun als erfüllt ansieht. Sein Weggang ist bemerkenswert, da er der vierte Finanzchef von Varta in nur dreieinhalb Jahren ist. Das Unternehmen befindet sich in einer tiefen Krise, die durch schwankende Nachfragen nach Lithium-Ionen-Zellen und hohe Investitionen verursacht wurde. Zudem wurde die Situation durch einen Hackerangriff im Frühjahr 2024 verschärft.
Restrukturierungsmaßnahmen und StaRUG-Verfahren
Im Rahmen seiner Sanierungspläne hat Varta ein Restrukturierungsverfahren nach dem Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz (StaRUG) eingeleitet. Laut Informationen von Varta AG sollen durch das StaRUG-Verfahren finanzielle Neupositionierungen und eine nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit erzielt werden. Dies beinhaltet unter anderem einen dramatischen Schuldenschnitt von 485 Millionen Euro auf 200 Millionen Euro sowie eine Herabsetzung des Grundkapitals auf null.
Der Restrukturierungsplan sieht vor, dass eine Mehrheit der Gläubiger dem Verfahren zugestimmt hat. Dies führt allerdings zu einer Wertlosigkeit der bestehenden Aktien, was insbesondere Kleinaktionäre betrifft, die möglicherweise vor einem Totalverlust stehen. Diese Maßnahme hat bereits rechtliche Auseinandersetzungen nach sich gezogen, da eine Debatte über die Rechte von Aktionären entbrannt ist, wie Finance Magazin berichtet.
Finanzielle Neuaufstellung und zukünftige Ziele
Das Ziel des StaRUG-Verfahrens ist es, einer Insolvenz vorzubeugen und Arbeitsplätze zu sichern. Varta strebt an, eine jährliche Umsatzsteigerung auf über 800 Millionen Euro zu erreichen und die bestehenden Geschäftsbeziehungen mit über 3.000 Zulieferern sowie 10.000 Handelspartnern zu wahren. Der Finanzbedarf wird auf einen hohen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich geschätzt.
Das Unternehmen steht in konstruktiven Verhandlungen mit potenziellen Investoren, einschließlich Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG, um die notwendige Finanzierung sicherzustellen. Varta plant, im Bereich der Energiespeicherung zu expandieren, insbesondere im wachsenden Heimspeichermarkt, um die Schlüsseltechnologie „Batterie“ in Deutschland zu sichern und somit zur wirtschaftlichen Widerstandsfähigkeit Europas beizutragen.
Varta hat zugesichert, die Öffentlichkeit fortlaufend über den Fortschritt des Restrukturierungsprozesses zu informieren. Doch während die Pläne zur Hartnäckigkeit anregen, bleibt die Unsicherheit für Investoren und Aktionäre bestehen, insbesondere angesichts der bevorstehenden Wandel und der potenziellen Herausforderungen, die das Unternehmen bewältigen muss.