
Am 24. März 2025 sieht sich Deutschland einer wachsenden Herausforderung im Asylverfahren gegenüber. Laut SWR warten zehntausende Asylanträge beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) auf eine Entscheidung. Der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg (VGH) rechnet mit einer erheblichen Welle von Asylverfahren, die im kommenden Jahr zu einer weiteren Verlängerung der Verfahrensdauern führen wird. Aktuell gibt es mehr als 195.000 offene Anträge, etwa 40 Prozent mehr als im Jahr zuvor.
Der VGH-Präsident Malte Graßhof hat in einer aktuellen Einschätzung erklärt, dass die Verfahrenslänge steigen wird, was auf einen hohen Bestand an Asylgesuchen zurückzuführen ist. Besonders betroffen sind Asylbewerber, die vor ein bis zwei Jahren in Deutschland angekommen sind. Rund die Hälfte der aktuellen Anträge stammt von Menschen aus der Türkei, Syrien und Afghanistan.
Anstieg der Klagen
Die Zahl der Klagen gegen Bescheide an den Verwaltungsgerichten hat sprunghaft zugenommen. Im vergangenen Jahr wurden allein 17.253 Asylverfahren registriert, was einen Anstieg um 40,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Auch die Anzahl der Urteile zu Asylverfahren ist drastisch gestiegen. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, wurden in Baden-Württemberg 21 zusätzliche Richterstellen eingerichtet, die die durchschnittliche Verfahrensdauer auf rund acht Monate reduzieren sollen. Im Vorjahr betrug die Verzögerung noch etwa elf Monate.
Um die Verfahren effizienter zu gestalten, wurde die Idee kommuniziert, dass einige Asylverfahren innerhalb von drei Monaten abgeschlossen werden sollen, insbesondere wenn „wenig Aussicht auf Erfolg“ besteht. Dabei werden spezialisierte Asylkammern in Städten wie Karlsruhe, Stuttgart, Sigmaringen und Freiburg eingesetzt.
Das Asylverfahren
Der Weg zu einem Asylantrag beginnt in der Regel mit der Abgabe eines Asylgesuchs, welches meist in einer Erstaufnahmeeinrichtung erfolgt. Eine persönliche Anhörung beim BAMF wird im Anschluss an das Asylgesuch angesetzt, während die Antragsteller einen Ankunftsnachweis erhalten. Die Anhörung ist ein entscheidender Schritt, da sie es den Asylsuchenden ermöglicht, ihre Fluchtgründe darzulegen. Seit dem 1. Januar 2023 können diese Anhörungen auch per Video durchgeführt werden, um den Prozess zu beschleunigen.
Nach der Antragstellung werden die persönlichen Daten erfasst, Fotos gemacht und Fingerabdrücke genommen. In besonderen Fällen, wie bei unverheirateten Kindern unter 18 Jahren, wird automatisch ein Asylverfahren eingeleitet, wenn die Eltern einen Antrag stellen. Es ist entscheidend, dass Asylbewerber pünktlich zur Anhörung erscheinen und verstehen, dass Fehler während des Verfahrens schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen können.
Das BAMF hat die gesetzliche Verpflichtung, innerhalb von sechs Monaten über den Asylantrag zu entscheiden, wobei Fristverlängerungen möglich sind. Ein weiterer kritischer Punkt ist das Dublin-Verfahren, bei dem geprüft wird, ob ein anderer EU-Staat für den Antrag verantwortlich ist. Dies kann zu weiteren Verzögerungen führen und die Komplexität des Verfahrens erhöhen.
Insgesamt steht das Asylverfahren in Deutschland vor erheblichen Herausforderungen, die nicht nur juristische, sondern auch gesellschaftliche Auswirkungen mit sich bringen.
Die aktuellen Entwicklungen erfordern eine unaufhörliche Anpassung sowohl in den rechtlichen Strukturen als auch im öffentlichen Diskurs über Asylpolitik und Migration.