
Am Freitag, dem 13. Dezember, kam es in einem Rewe-Markt in Bad Saulgau zu einem erschreckenden Vorfall. Nadine R. und ihr Freund waren dort für letzte Besorgungen vor einer bevorstehenden Reise nach Malta, als sie von einem unbekannten Mann angegriffen wurden. Nadine berichtet von einem mulmigen Gefühl, als sie den älteren Mann bemerkte, ignorierte jedoch zunächst ihr Bauchgefühl. Eine Videoaufzeichnung zeigt, wie der etwa 60-jährige Täter von hinten auf sie zukommt und sie unvermittelt ins Bein tritt.
Nadine fiel durch den Angriff vorwärts und landete auf den Knien, während sie um Hilfe rief. Ihr Freund reagierte sofort, griff ein und hielt den Angreifer fest, bis ein Mitarbeiter des Supermarkts die Polizei informierte. Diese traf rasch ein und brachte den Täter in einen Nebenraum. Nadine erstattete vor Ort Strafanzeige, und der Angreifer erhielt einen Platzverweis, ob ihm ein Hausverbot erteilt wurde, bleibt unklar.
Die Folgen des Übergriffs
Nach dem Vorfall ließ sich Nadine im Krankenhaus untersuchen. Röntgenaufnahmen bestätigten, dass keine Brüche vorlagen, jedoch hatte sie eine Verstauchung am Handballen und einen Bluterguss am Knie. Die Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren am 2. Januar ein mit der Begründung, der Rechtsfrieden sei nicht gestört und es lägen keine Anhaltspunkte für Rohheit oder erhebliche Verletzungen vor.
Trotz dieser Einstellungsentscheidung erwägt Nadine, eine Privatklage einzureichen. Ihr Anwalt rät jedoch von diesem Schritt ab, da die Verletzungen als geringfügig und der Streitwert niedrig eingestuft werden. Dennoch möchte Nadine ein Zeichen setzen und den Angreifer zur Verantwortung ziehen. In einer E-Mail an die Staatsanwältin weist sie auf die psychologischen Folgen des Übergriffs hin und zeigt sich unzufrieden mit der rechtlichen Behandlung des Falls.
Psychische Auswirkungen auf Frauen
Die psychologischen Effekte von Gewalterfahrungen können erheblich sein. Laut Berichten ist Gewalt gegen Frauen ein globales Problem, das auch in Deutschland und Österreich alarmierende Ausmaße angenommen hat. Im Jahr 2022 wurden weltweit 89.000 Frauen ermordet, was den höchsten Stand in 20 Jahren darstellt. Auch in Österreich haben sich die Fälle von häuslicher Gewalt erhöht; im Jahr 2023 wurden allein 15.115 Betretungs- und Annäherungsverbote ausgesprochen.
Nadine selbst beschreibt, dass sie sich nach dem Vorfall unsicher fühlt. Sie trägt beim Laufen keine Kopfhörer mehr und hat einen Selbstverteidigungskurs begonnen. Um sich besser zu fühlen, vermeidet sie mittlerweile Einkäufe im Supermarkt und nutzt den Abholservice. In wenigen Monaten plant sie mit ihrem Freund, nach Portugal auszuwandern, doch sie möchte keine weiteren rechtlichen Schritte unternehmen, da ihr der Aufwand momentan zu krass erscheint.
Auf der Grundlage dieser Vorfälle ist es wichtig, die Tragweite von Gewalt gegen Frauen zu erkennen und entsprechende Präventionsstrategien zu entwickeln. Laut Studien zeigt eine Vielzahl von Frauen, die häusliche Gewalt erlebt haben, ein erhöhtes Risiko für psychische Erkrankungen, was die Notwendigkeit einer geschlechtssensiblen Herangehensweise bei der Anamnese in psychiatrischen Einrichtungen unterstreicht.
Zusammenfassend steht Nadine, wie viele andere Frauen, vor der Herausforderung, mit den physischen und psychischen Folgen eines Übergriffs umzugehen. Ihr Fall verdeutlicht nicht nur die individuelle Betroffenheit, sondern auch die gesellschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen, die es zu hinterfragen gilt. Mehr Informationen dazu bieten Springer Medizin und Frauenhäuser Wien.