
Der Flughafen Stuttgart, der heute seinen 100. Geburtstag feiert, hat eine düstere Geschichte, die bis in die Zeit des Zweiten Weltkriegs zurückreicht. Eröffnet wurde der Flughafen zwar erst 1939, jedoch bezieht sich das Jubiläum auf die Gründung der Betreibergesellschaft. Der Bau des Flughafens begann 1937 auf den Fildern, nachdem der frühere Standort in Böblingen zu klein geworden war. Bereits im Bau waren deutsche Zwangsarbeiter, was auf die dunklen Kapitel der Geschichte hinweist.
Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde der Flughafen rasch zum strategischen Ziel. Schon im Herbst 1939 starteten Aufklärungsflugzeuge von Stuttgart aus, gefolgt von deutschen Bombern ein halbes Jahr später. Die zivile Luftfahrt wurde während des Krieges stark beeinträchtigt; 1944 wurde sie aufgrund von wiederholten Bombenangriffen vollständig eingestellt. Ein schwerer Angriff fand in der Nacht vom 15. auf den 16. März 1943 statt, als 863 britische Bomber ihre Bomben über Stuttgart abwarfen. Der Flughafen wurde bei diesen Angriffen stark getroffen, auch wenn das Stadtzentrum weitgehend verschont blieb.
Dramatische Ereignisse und Zwangsarbeit
Am 14. August 1944 bombardierten amerikanische Flugzeuge den Flughafen. Dabei fielen 300 Brand- und Sprengbomben auf das Gelände, was zu großen Zerstörungen führte. Die Landebahn war danach von Bombentrichtern übersät, sodass die Maschinen auf angrenzenden Rasenflächen starten und landen mussten. Außerdem starben bei diesem Angriff 15 Soldaten.
Die Anzahl der Todesopfer, die durch Zwangsarbeit am Flughafen zu beklagen waren, überstieg jedoch die der gefallenen Soldaten. Ab 1941 wurden zahlreiche Zwangsarbeiter, darunter auch Ausländer, am Flughafen eingesetzt, um die Schäden an der Infrastruktur zu reparieren. Im Jahr 1944 wurde in einem Hangar eine Außenstelle des KZ Natzweiler-Struthof eingerichtet. Nach nur drei Monaten wurde das Lager aufgrund einer Fleckfieber-Epidemie geschlossen; während dieser Zeit starben mindestens 119 von 600 Häftlingen an Hunger, Kälte und der brutalen Arbeit.
„Die Flughafen Stuttgart GmbH und alle ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bedauern zutiefst, dass während der NS-Zeit Menschen auf dem Flughafengelände unter grausamen Bedingungen zur Arbeit gezwungen wurden“, heißt es in der Chronik des Flughafens.
Gedenken an die Opfer
Nach dem Krieg übernahm zunächst die französische Besatzung, gefolgt von der US Army, die Kontrolle über den Flughafen. Auf dem Gelände sind auch 34 Opfer des KZ Echterdingen beigesetzt, deren sterblichen Überreste 2005 bei Bauarbeiten entdeckt wurden. Diese wurden 2007 wieder nach jüdischer Tradition am Fundort beigesetzt und mit Grabsteinen geehrt.
Der zivile Luftverkehr in Stuttgart wurde 1948 wieder aufgenommen, was nach diesen schwierigen Jahren ein neues Kapitel für den Flughafen einläutete.
Die Gedenkstätte in Echterdingen erinnert an die Geschehnisse und ist an der Echterdinger Straße 15 zu finden. Hier können sich Besucher über die Geschichte des KZ-Außenlagers informieren, das während des Krieges dort existierte, und erfahren mehr über die Leiden der Zwangsarbeiter in diesem Bereich, wie gedenkstaetten-bw.de berichtet.