
Am Samstagabend, dem 27. Januar 2025, wurde Gökay Akbulut, eine Bundestagsabgeordnete der Linken, während einer Zugfahrt von Heidelberg nach Stuttgart Opfer eines Übergriffs. Der Vorfall ereignete sich auf der Rückfahrt von einer Veranstaltung in Heidelberg, als der Zug von männlichen Fußballfans belegt war, die nach einem Auswärtsspiel des VfB Stuttgart unterwegs waren. Akbulut berichtet von mehrfacher sexueller Belästigung und rassistischen Beleidigungen, die sie in diesem Kontext erlitten hat.
Laut den Schilderungen von Akbulut wurde sie während der Fahrt mit einer Bierflasche am Kopf getroffen und spürte mehrere Angriffe auf ihre Person. Sie erstattete daraufhin Anzeige. Ihre Verletzungen wurden im Krankenhaus als nicht schwerwiegend eingestuft. Auf ihrer Instagram-Seite veröffentlichte sie Fotos von ihren Verletzungen und dem vermeintlichen Angreifer, was eine Welle der Solidarität und Aufmerksamkeit für den Vorfall auslöste. In ihrem Post forderte Akbulut eine klare Kante gegen Rassismus und Rechtsextremismus und richtete Appelle an Politiker sowie den VfB Stuttgart, sich mit den Umständen auseinanderzusetzen.
Reaktionen und Solidarität
Die Reaktionen auf den Vorfall blieben nicht aus. Politikerinnen und Politiker aus verschiedenen Parteien äußerten ihre Solidarität mit Akbulut und verurteilten den Übergriff scharf. Luigi Pantisano, ein Linken-Stadtrat in Stuttgart, versprach, den Vorfall zum Thema der nächsten Sitzung zu machen. Auch Sahra Mirow, die baden-württembergische Landessprecherin der Linken, forderte eine vollständige Aufklärung und die notwendigen Konsequenzen. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Isabel Cadematori bezeichnete den Vorfall als Teil eines besorgniserregenden Trends zunehmender Gewalt gegen Menschen mit Migrationshintergrund.
Alexander Wehrle, Vorstand des VfB Stuttgart, distanzierte sich ebenfalls von den Vorfällen, die mit den Fußballfans im Zusammenhang stehen. Die Bundespolizei wurde über den Vorfall informiert, hat sich jedoch bisher nicht weiter zu dem Geschehen geäußert. Akbuluts eigener Kreisverband in Mannheim bestätigte, dass es ihr den Umständen entsprechend gut gehe und sie die rechtlichen Schritte eingeleitet habe.
Rassismus in der Gesellschaft
Der Vorfall reiht sich in eine besorgniserregende Entwicklung ein, die deutlich macht, dass Rassismus und Diskriminierung im Alltag vieler Menschen in Deutschland nach wie vor eine Rolle spielen. Eine kürzlich veröffentlichte Studie, die Teil des Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitors (NaDiRa) ist, zeigt, dass 90 Prozent der Befragten Rassismus in Deutschland anerkennen. 22 Prozent haben selbst Rassismus erlebt. Dies unterstreicht die Dringlichkeit, mit der gegen solche Vorfälle vorgegangen werden muss.
Bundesfamilienministerin Lisa Paus betont die Notwendigkeit, den Kampf gegen Rassismus zu verstärken. Die Bundesregierung plant, die Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus finanziell zu unterstützen und hat ein Demokratiefördergesetz in Aussicht gestellt, welches die Beratungs- und Präventionsarbeit sowie das Empowerment betroffener Gruppen fördern soll. Angesichts der jüngsten Ereignisse wird die Relevanz solcher Maßnahmen umso klarer.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Angriff auf Akbulut den Blick auf ein ernsthaftes gesellschaftliches Problem lenkt, das in der deutschen Bevölkerung angekommen ist. Es bleibt abzuwarten, welche konkreten Konsequenzen die politische und gesellschaftliche Debatte nach sich ziehen wird und inwieweit sich die Situation für Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland verbessern kann.