
Am 27. März 2025 geht ein entscheidendes Kapitel in der Bauingenieurwissenschaft zu Ende: Prof. Dr.-Ing. Jürgen Ruth von der Bauhaus-Universität Weimar tritt in den Ruhestand. Mit seiner umfangreichen Erfahrung und seinen innovativen Projekten hat er nicht nur die Universität geprägt, sondern auch maßgeblich zur Entwicklung nachhaltiger Baupraktiken beigetragen.
Prof. Ruth studierte Bauingenieurwesen an der TU Darmstadt und promovierte an der Universität Stuttgart unter dem renommierten Prof. Dr.-Ing. h.c. mult. Jörg Schlaich. 1997 erhielt er einen Ruf auf die Professur Massivbau II an der Fakultät Bauingenieurwesen der Bauhaus-Universität Weimar. Im Jahr 2016 übernahm er zusätzlich die Leitung der Professur für Konstruktives Entwerfen und Tragwerkslehre an der Fakultät Architektur und Urbanistik.
Fächerübergreifende Projekte und Innovationen
Sein Engagement für die Fakultät zeigte sich in seiner langjährigen Mitgliedschaft im Fakultätsrat sowie in verschiedenen Ausschüssen und Gremien. Prof. Ruth setzte sich vehement für die fakultätsübergreifende Zusammenarbeit ein, insbesondere mit anderen Fachrichtungen. Er initiierte zahlreiche, gemeinsam betreute Masterprojekte.
Ein Höhepunkt seiner Karriere war die Gründung des bauhaus.institut für experimentelle architektur, bauhaus.ifex, im Jahr 2013, zusammen mit Prof. Bernd Rudolf und Prof. Walter Stamm-Teske. Unter seiner Leitung wurden innovative Projekte wie der Thüringer Klima-Pavillon (2017) und das Aufwindkraftwerk-Projekt (2008) ins Leben gerufen, die beide nationale Anerkennung fanden.
Darüber hinaus war er besonders aktiv in der Forschung zu nachhaltigen Bauweisen, indem er natürliche Materialien wie Lehm, Stroh und Holz in seinen Projekten einsetzte. Diese Initiativen zielen darauf ab, den CO2-Ausstoß im Bausektor erheblich zu reduzieren, wo substanzielle Umstellungen notwendig sind.
Akademische Initiativen und internationale Kooperationen
Prof. Ruth förderte auch den Austausch mit internationalen Partnern. Dabei gelangen ihm Kooperationen in Städten wie Addis Abeba, Kalifornien und Mexiko. Für Studierende organisierte er Exkursionen zu bedeutenden architektonischen Zentren in Europa, darunter London, Wien und Barcelona.
In der Lehre entwickelte er die Lehrveranstaltung „Nachhaltiges Bauen“ in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen, die den Studierenden moderne Bauprinzipien und nachhaltige Methoden näherbringt. Der Studiengang Nachhaltiges Bauingenieurwesen, der auch international als „Sustainable Civil Engineering“ angeboten wird, ist ein hervorragendes Beispiel für die von Prof. Ruth angestoßene Entwicklung im Bereich des ressourcenschonenden Bauens. In diesem Kontext wird der Fokus auf die Planung, Berechnung und den Bau von Infrastrukturprojekten gelegt, die sowohl ökologisch als auch ökonomisch nachhaltig sind.
Zertifizierungssysteme und deren Bedeutung
Das Zertifizierungssystem der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) ergänzt diese Bemühungen und ermöglicht eine quantitative Bewertung der Nachhaltigkeitsmerkmale von Bauprojekten. Dieses System berücksichtigt eine Vielzahl von Nutzungen, von Gewerbe- über Wohngebäuden bis zu Mischprojekten, und bewertet unter anderem ökologische und ökonomische Qualität. Zertifikate werden in verschiedenen Qualitätsstufen wie Platin, Gold oder Silber vergeben, um die erreichten Nachhaltigkeitsstandards zu kennzeichnen.
Insgesamt zeigt das Engagement von Prof. Ruth für nachhaltige Bauweisen und interdisziplinäre Zusammenarbeit, wie wichtig es ist, umdenken und innovative Ansätze im Bauwesen zu fördern. Mit seinem bevorstehenden Ruhestand hinterlässt er eine bedeutende Lücke an der Bauhaus-Universität Weimar und in der Bauingenieurwissenschaft im Allgemeinen.
Weitere Informationen über die nachhaltigen Studiengänge und die Initiativen an der Technischen Hochschule Ingolstadt sind auf thi.de verfügbar. Informationen zu den Zertifizierungssystemen bietet die Deutsche Institut für Normung e.V. unter dibt.de.