
Die baden-württembergische Regierung startet eine umfassende Imagekampagne mit dem Titel „DialektLänd“, die darauf abzielt, die regionalen Dialekte zu fördern und zu bewahren. Diese Initiative stellt einen Teil der Dachmarke „The Länd“ dar und wird von mehreren Ministerien sowie dem Staatsministerium unterstützt. Ministerpräsident Winfried Kretschmann hebt hervor, dass Dialekte eine Ausdrucksform von Identität und kulturellem Reichtum sind. Mit dieser Kampagne soll das Bewusstsein für Dialekte wie Schwäbisch, Alemannisch sowie verschiedene fränkische Ausprägungen geschärft werden, während gleichzeitig deren Wert als bedeutende sprachliche Ressource anerkannt wird.
Angesichts der besorgniserregenden Ergebnisse einer Studie des Ludwig-Uhland-Instituts, die ergab, dass nur 11 bis 15 Prozent der Grundschüler in Baden-Württemberg Dialekt sprechen, wird der Handlungsbedarf deutlich. Die Studie befragte fast 13.600 Schüler und über 705 Lehrkräfte und zeigt, dass die regionale Färbung insbesondere in städtischen Gebieten verloren geht, während der schwäbische Raum als Rückzugsgebiet der Dialekte gilt. Daher sollen Dialekte in Kindertagesstätten und Schulen künftig stärker genutzt werden.
Forschung und Dokumentation
Ein zentrales Element der Kampagne ist die Forschung und Dokumentation der Dialekte in den Universitäten sowie außerhalb. Der Sprechende Sprachatlas von Baden-Württemberg, der zwischen 2015 und 2017 im Rahmen des Projekts Sprachalltag II erstellt wurde, spielt hierbei eine wichtige Rolle. Unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Reinhard Johler und Prof. Dr. Hubert Klausmann von der Universität Tübingen entstanden während dieses Projekts umfassende Mundartaufnahmen, die auch als Grundlage für die neue Kampagne dienen.
Die Aufnahmen des Sprechenden Sprachatlas basieren auf Datenbeständen des Südwestdeutschen Sprachatlas und des Sprachatlas von Nordbaden-Württemberg. Wissenschaftler erfassten die Vielzahl an Dialekten und regionalen Sprachvarianten, was zur Schaffung eines Wissensfundus über die Sprachvielfalt in der Region beiträgt. Ein gehöriger Teil der Auswertungen beruht auf neuen Datenerhebungen, die zwischen 2015 und 2016 durchgeführt wurden.
Dialekte im Bildungswesen
Die Rolle von Dialekten im Bildungswesen ist ein umstrittenes Thema. Während einige Experten die Verwendung von Dialekten als Bereicherung sehen, betrachten andere sie als Hindernis für das Erlernen des Standarddeutschen. Diese Diskussion hat direkte Auswirkungen auf die Lehrpläne und Bildungspolitik. In vielen Bundesländern wird jedoch ein wachsendes Bewusstsein für die Bedeutung von Dialekten festgestellt. Immer mehr Schulen integrieren Dialekte bewusst in ihren Unterricht, was zu einer Stärkung der regionalen Identität beiträgt.
Die Herausforderungen im Umgang mit Dialekten bleiben nicht unberührt. Vorurteile gegenüber Dialekten können deren Akzeptanz im Bildungswesen erschweren. Jedoch belegen wissenschaftliche Studien, dass Dialekte als Brücke zum Standarddeutsch dienen und das Sprachbewusstsein schärfen können. Sie fördern Multilingualität und sprachliche Flexibilität.
Die baden-württembergische Regierung plant, diese positiven Aspekte der Dialektverwendung weiter zu erforschen und gezielte Maßnahmen zur Förderung der sprachlichen Vielfalt zu entwickeln. Ein Landespreis für Dialekt, der seit dem Vorjahr existiert, soll zusätzlich dazu beitragen, das bedrohte Sprachgut zu fördern und den Erhalt der Dialekte zu unterstützen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die neue Imagekampagne „DialektLänd“ ein bedeutender Schritt in Richtung Anerkennung und Förderung regionaler Dialekte ist, die maßgeblich zur kulturellen Identität des Landes beitragen.