
In der Auseinandersetzung mit der COVID-19-Pandemie hat ein internationales Forschungsteam unter der Leitung von Professor Christoph Randler von der Universität Tübingen den Einfluss kultureller Prägungen und individueller Erfahrungen auf das Tragen von Gesichtsmasken untersucht. Die umfassende Studie, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Social Science Research, bezieht sich auf eine Online-Umfrage, die zwischen Dezember 2020 und April 2021 durchgeführt wurde und über 4.000 Teilnehmer aus 53 Ländern umfasste. Die Ergebnisse zeigen, dass Menschen aus kollektivistischen Gesellschaften, wie Japan, im Freien eher bereit waren, Masken zu tragen als aus individualistisch geprägten Ländern, wie den USA.
Ein besonders bemerkenswerter Befund der Studie ist die Korrelation zwischen der Maskentragebereitschaft und der historischen Krankheitsbelastung in verschiedenen Regionen. So trugen ältere Menschen und Frauen tendenziell häufiger Masken als jüngere Männer. Diese Unterschiede zeugen von tief verwurzelten sozialen Normen und Erfahrungen, die das Verhalten während der Pandemie prägten.
Kulturelle und soziale Dimensionen der Maskennutzung
Die Bedeutung von Gesichtsmasken geht jedoch über den reinen Schutz vor Ansteckung hinaus. In einer weiteren Untersuchung, die von PMC veröffentlicht wurde, wurde festgestellt, dass Masken in verschiedenen Kulturen und politischen Kontexten unterschiedliche soziale und kulturelle Bedeutungen haben. Diese Eigenschaften beeinflussen nicht nur das individuelle Verhalten, sondern auch die öffentliche Gesundheitspolitik.
In der Studie wurden 29 Experten aus 20 europäischen und zwei asiatischen Ländern befragt. Sie identifizierten vier Dimensionen des Maskentragens: individuelle Risikowahrnehmungen, persönliche Verantwortung, kulturelle Traditionen und den Ausdruck der eigenen Identität. Dies verdeutlicht, dass Maskentragen sowohl als Akt des Selbstschutzes als auch des Altruismus interpretiert wird, wobei in einigen Ländern auch politische Motivationen eine Rolle spielen.
Die Auswirkungen auf junge Menschen
Besondere Aufmerksamkeit verdient die Diskussion über die Auswirkungen des Maskentragens auf Kinder und Jugendliche. Eine Analyse zu diesem Thema, basierend auf expertengestützten Interviews, ergründete die Folgen der Maskennutzung auf das soziale und kommunikative Verhalten von jungen Menschen. Die Ergebnisse zeigen, dass das Tragen von Masken zu einer verringerten Kommunikationsfähigkeit führen kann, was sich negativ auf soziale Interaktionen und die Unterrichtsqualität auswirkt.
Die Interviews ergaben, dass Kinder beim Erkennen von Emotionen und Gesichtsausdrücken eingeschränkt sind. Zudem werden psychosomatische Beschwerden, Ängste und Depressionen häufiger bei vulnerablen Gruppen, wie Kindern mit Entwicklungsschwierigkeiten oder nichtdeutscher Muttersprache, festgestellt. Die Untersuchung schließt mit der Empfehlung, Fachkräfte für diese Entwicklung zu sensibilisieren und weitere Forschung zu den langfristigen Auswirkungen auf die psychosoziale Gesundheit von Kindern anzuregen.
Insgesamt verdeutlichen die gemeinsamen Erkenntnisse dieser Studien, dass das Maskentragen während der COVID-19-Pandemie nicht nur eine gesundheitliche Maßnahme darstellt, sondern auch tiefgreifende kulturelle, soziale und psychologische Implikationen hat. Die gesellschaftliche Akzeptanz und der Umgang mit Masken variieren stark und sind eng mit den jeweiligen nationalen und kulturellen Gegebenheiten verknüpft.