
Am 11. Februar 2025 gab die Technische Hochschule Aschaffenburg bekannt, dass eine neue S3-Leitlinie zur Betreuung von Wöchnerinnen und Neugeborenen entwickelt wird. Diese Initiative hat das Ziel, die evidenzbasierte Versorgung während der kritischen Wochenbettzeit zu verbessern. Unter der Leitung von Prof. Dr. Lena Agel und gefördert vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses wird das Projekt bis zum 31. März 2027 laufen. An diesem interdisziplinären Netzwerk, das Fachgesellschaften, Berufsverbände und Elterninitiativen umfasst, sind namhafte Partner beteiligt, darunter die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) und die Deutsche Gesellschaft für Perinatale Medizin (DGPM).
Das Kick-off-Meeting der Leitliniengruppe fand am 21. Januar 2024 an der Technischen Hochschule Aschaffenburg statt. Hier wurden methodische Grundlagen diskutiert und erste Arbeitsgruppen gebildet, um die bevorstehenden Herausforderungen anzugehen. Die Beteiligung von 16 weiteren Fachgesellschaften aus Deutschland, Österreich und der Schweiz unterstreicht die Relevanz und Dringlichkeit dieses Projekts. Neben der Verbesserung der Versorgungsqualität wird auch angestrebt, das familiäre Wohlbefinden während der Wochenbettzeit zu fördern.
Internationale Empfehlungen zur Wochenbettbetreuung
Im März 2022 veröffentlichte die WHO 63 Empfehlungen zur Verbesserung der Wochenbettbetreuung, die als Update zu den Richtlinien von 2014 dienen. Diese Empfehlungen betreffen die ersten 42 Tage nach der Geburt, einem Zeitraum, der für Mütter und Neugeborene kritisch ist. Laut der WHO starben 2019 weltweit 19 pro 1.000 Neugeborene während dieser Zeit, ein ernüchternder Hinweis auf die hohen Sterblichkeits- und Morbiditätsraten.
Die WHO identifiziert in ihren Empfehlungen drei zentrale Bereiche: die Betreuung der Mutter, die Versorgung des Neugeborenen sowie die Gesundheitsförderung im Kontext des Gesundheitssystems. Im Bereich der Mutterbetreuung finden sich Empfehlungen zur Diagnose postpartaler Depressionen und zur Beckenbodengymnastik, die nicht empfohlen wird. Zudem wird auf die Notwendigkeit eines Minimums von vier Wochenbettbesuchen hingewiesen, um eine umfassende Betreuung sicherzustellen.
Ziele und Implementierung
Ein zentrales Ziel dieser Empfehlungen ist es, die Wochenbettzeit für Frauen und ihre Familien zu einer positiven Erfahrung zu machen. Die WHO stellt fest, dass viele vorhandene Möglichkeiten zur Verbesserung des mütterlichen Wohlbefindens und der Neugeborenenversorgung nicht ausreichend genutzt werden. Daher sind die Empfehlungen in vier Kategorien eingeteilt: empfohlen, nicht empfohlen, empfohlen mit begleitender Forschung und kontextbezogene Empfehlung.
Die WHO empfiehlt ausschließliches Stillen in den ersten sechs Lebensmonaten, um die Neonatalversorgung zu unterstützen. Vor dem Hintergrund dieser internationalen Anstrengungen verdient die Entwicklung der S3-Leitlinie besondere Aufmerksamkeit, da sie eine nationale Initiative zur Implementierung evidenzbasierter Praktiken darstellt, die im besten Fall zu einer signifikanten Verbesserung der Gesundheitsstandards für Mütter und Neugeborene führen kann.
Für weitere Informationen zu den WHO-Empfehlungen sowie zur S3-Leitlinie können Interessierte die entsprechenden Webseiten besuchen: Technische Hochschule Aschaffenburg und DHZ.