
Im aktuellen politischen Klima hat die Bundestagswahl in Augsburg weitreichende Auswirkungen, insbesondere für die CSU. Der CSU-Kandidat Volker Ullrich, der seit 2013 Mitglied des Bundestags ist und auch im CSU-Präsidium vertreten war, hat in seinem Wahlkreis Augsburg-Stadt die meisten Erststimmen erhalten. Trotz dieses Erfolges kann Ullrich jedoch nicht ins Parlament einziehen. Der Grund dafür liegt in der Wahlrechtsreform, die von der Ampel-Koalition eingeführt wurde.
Diese Reform, die im Juni 2023 in Kraft trat, zielt darauf ab, den Deutschen Bundestag zu verkleinern und die Vorhersehbarkeit seiner Größe zu erhöhen. Die gesetzliche Regelgröße wurde auf 630 Abgeordnete festgelegt, während die Anzahl der Wahlkreise bei 299 bleibt. Ein entscheidender Punkt der Reform ist, dass Wahlkreisgewinner nur dann einen Sitz im Bundestag erhalten, wenn auch eine ausreichende Zweitstimmendeckung vorliegt. Dies bedeutet, dass es vermehrt zu Situationen kommt, in denen Kandidaten mit den meisten Erststimmen dennoch leer ausgehen – wie im Fall von Ullrich.
Kritik an der Wahlrechtsreform
Ullrich hat die Wahlrechtsreform scharf kritisiert und bezeichnet sie als „undemokratisch“. Er sieht das Demokratieprinzip verletzt, da jemand, der die Mehrheit der Stimmen in einem Wahlkreis erhielt, nicht im Parlament vertreten ist. Zudem bemängelt er, dass viele Wähler nicht ausreichend über die neuen Regelungen informiert waren und fälschlicherweise annahmen, der Wahlkreisgewinner würde automatisch einen Platz im Bundestag erhalten. Seine Aussagen richten sich gegen die oberflächliche Kritik des Bundesverfassungsgerichts, das das neue Wahlrecht als überwiegend verfassungsgemäß beurteilt hat.
Ullrich führte aus, dass die unterschiedlichen Bedingungen in den Wahlkreisen, wie die Anzahl der Kandidaten oder die Wahlkreisgröße, nicht ausreichend berücksichtigt wurden. Dies könnte auch Einfluss auf das Wahlverhalten gehabt haben, da viele Wähler sich nicht im Klaren über die Änderungen waren.
Auswirkungen auf Augsburgs parlamentarische Vertretung
Die Wahl hat nicht nur persönliche Konsequenzen für Ullrich, sondern auch für die politische Landschaft in Augsburg insgesamt. In der Stadt wird die SPD erstmals seit der Nachkriegszeit keinen Bundestagsabgeordneten mehr stellen. Die ehemalige Abgeordnete Ulrike Bahr hat ihre Wiederwahl nicht geschafft. Der neue Abgeordnete ist Raimond Scheirich von der AfD. Claudia Roth von den Grünen bleibt jedoch weiterhin im Bundestag.
Die Wahl war für die CSU in Augsburg enttäuschend, da sie landesweit unter 40 Prozent blieb und in Augsburg nur geringe Fortschritte (2-3 Prozentpunkte) verzeichnen konnte. Umso auffälliger ist der Anstieg der AfD, die in Augsburg auf 17,5 Prozent zulegte, nachdem sie 2021 noch 9,1 Prozent erreicht hatte. Die Grünen erreichten 16,5 Prozent und konnten sich damit als drittstärkste Kraft etablieren.
Wahlbeteiligung und Rückblick
Die Wahlbeteiligung in Augsburg lag mit 79,4 Prozent auf dem höchsten Stand seit 1983, was auch positive Aspekte der Wahl hervorhebt. Im Vergleich zur Wahl 2021 mit nur 73,5 Prozent stellt dies eine signifikante Steigerung dar. Es ist zudem bemerkenswert, dass der Anteil der Briefwähler im Vergleich zur vorherigen Wahl gesunken ist. Dies deutet darauf hin, dass sich ein Großteil der Wähler mobilisiert und aktiv an der Stimmabgabe teilgenommen hat.
Ullrich selbst plant, bei der nächsten Bundestagswahl erneut anzutreten, da er mit einem deutlichen Vorsprung gewonnen hat und damit weiterhin im politischen Geschehen von Augsburg eine Rolle spielen möchte. Trotz der aktuellen Schwierigkeiten hofft er auf eine Rückkehr ins Parlament.