
Forscher am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) haben eine innovative Methode zur Herstellung von Krebsmedikamenten entwickelt, die besonders auf die Bedürfnisse von Kindern zugeschnitten ist. Mit Hilfe eines speziellen 3D-Druckers werden individuell angepasste Tabletten in genau der Dosierung gefertigt, die für die kleinen Patienten erforderlich ist. Dies ist besonders wichtig, da Kinder häufig Schwierigkeiten haben, große Tabletten zu schlucken oder deren oft bitteren Geschmack nicht ertragen können. Der erste Einsatz dieser maßgeschneiderten Medikamente erfolgt in einer klinischen Studie mit 20 krebskranken Kindern, die während ihrer Chemotherapie das Medikament Dexamethason erhalten, welches zur Vorbeugung von Übelkeit eingesetzt wird, wie t-online.de berichtet.
In dieser Studie haben die Kinder zwei Zyklen einer emetogenen Chemotherapie durchlaufen. Im ersten Behandlungszyklus erhalten sie die herkömmlichen Dexamethason-Tabletten, während sie im zweiten Zyklus die neu entwickelten 3D-gedruckten Kautabletten einnehmen. Diese Kautabletten, die wie kleine Gummibärchen schmecken und schnell im Mund zerfließen, sind nicht nur leichter einzunehmen, sondern auch kindgerecht in Form und Geschmack gestaltet. Die erste Testreihe konzentriert sich darauf, zu prüfen, ob die Kinder die neuen Medikamente besser akzeptieren und ob diese genauso effektiv sind, wie die herkömmlichen Tabletten. Hierbei werden auch die Eltern und Pflegekräfte in die Befragungen einbezogen, um die Akzeptanz und die Arzneimitteltherapiesicherheit zu evaluieren, ergänzt pharmazeutische-zeitung.de.
Zukunftsperspektiven des 3D-Drucks in der Medizin
Das UKE ist die erste Klinik in Deutschland, die 3D-gedruckte Medikamente eigenständig entwickelt. Ein erheblicher Vorteil dieser Technik ist die Möglichkeit, die Dosierung für jedes Kind exakt anzupassen, was in der Pädiatrie besonders wichtig ist. Oft müssen Medikamente gewichtsabhängig dosiert werden, was bedeutet, dass bei geringem Körpergewicht Tabletten halbiert, geviertelt oder gemörsert werden müssen. Das erschwert die genaue Dosierung erheblich. Die Forscher sind optimistisch, dass die 3D-Drucktechnologie nicht nur in der Onkologie, sondern auch für andere Patientengruppen, wie etwa Menschen mit Schluckbeschwerden, von Nutzen sein könnte, erläutert 3drucken.com.
Die ersten Prototypen der Kautabletten sind weich und haben eine gummiartige Konsistenz. Sie enthalten zur Geschmacksverbesserung Hilfsstoffe wie Gelatine, Süßungsmittel und Bitterblocker, sodass sie nach Himbeere schmecken und in ansprechenden Formen wie Herzen oder Sternen gedruckt werden. Die Forscher erhoffen sich von dieser neuen Technologie nicht nur eine bessere Akzeptanz bei den jungen Patienten, sondern streben auch an, künftig Medikamente zu entwickeln, die mehrere Wirkstoffe in einer Tablette kombinieren oder eine flexible Dosierung ermöglichen. Die Studie ist derzeit am Laufen und wird voraussichtlich bis 2026 fortgeführt.