
Die bayerische Gastronomie steht vor einem schwierigen Jahr, da die Mehrwertsteuer in Teilen der Branche Anfang 2024 wieder auf 19 Prozent steigen wird. Dies wirft die Befürchtung einer möglichen Pleitewelle auf, insbesondere für traditionelle und inhabergeführte Betriebe. Die Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) Bayern äußert Bedenken über die Zukunft der bayerischen Wirtshauskultur und fordert politische Maßnahmen, um diese zu erhalten. Trotz dieser Probleme zeigt eine aktuelle Statistik des Landesamtes für Statistik, dass die Zahl der gastronomischen Betriebe in Bayern im Jahr 2023 leicht angestiegen ist.
Im Detail wurden 5.255 vollständige Aufgaben und Verkäufe 5.472 Neugründungen und Käufen gegenübergestellt, was zu einem Plus von 217 Betrieben führte. Dies beunruhigt jedoch nicht über Gebühr, da kein massiver Rückgang in der Branche festzustellen ist, selbst nicht in ländlichen Gebieten. In der speisegeprägten Gastronomie des ländlichen Raums gab es 2.692 Zugänge und 2.685 Abgänge, während in städtischen Gebieten die Zahlen 1.645 Zugänge und 1.674 Abgänge betrugen. Noch mehr ausgeglichen zeigt sich die Situation in der getränkegeprägten Gastronomie. Hier kam es sowohl im ländlichen als auch im städtischen Raum zu einem Gleichstand mit 556 Zugängen und Abgängen.
Wirtschaftliche Ausblicke und Herausforderungen
Trotz dieser positive Zahl an Neugründungen sieht sich die Branche Herausforderungen gegenüber. Die systemgastronomische Dominanz nimmt zu und übt Druck auf die kleineren, oft familiengeführten Betriebe aus. Eine vorübergehende Mehrwertsteuersenkung für Speisen in der Gastronomie ist Ende 2023 ausgelaufen, was die finanzielle Situation vieler Gastgeber verschärfen könnte. Experten warnen, dass die Umstellung zurück zur regulären Mehrwertsteuer für viele Restaurantbetreiber existenzbedrohlich sein kann.
Wie die Situation über Bayern hinaus aussieht, zeigt eine umfassende Analyse der Gastronomiebranche in Deutschland, die auch den Einfluss globaler Ereignisse wie der COVID-19-Pandemie betrachtet. Obwohl sich Restaurants, Gaststätten und Cafés im Vergleich zu anderen Bereichen besser erholt haben, bleibt die Gesamtzahl der Beschäftigten um 6,7 Prozent unter dem Niveau von September 2019. Im Vergleich zum Vorkrisenniveau war der Gastronomieumsatz im September 2023 real um 12,6 Prozent niedriger, was auf bleibende Unsicherheiten hinweist.
Trends und Zukunftsperspektiven
Die aktuellen Trends zeigen, dass 78 Prozent der Gäste Restaurants mit regionalen Produkten bevorzugen. Besonderes Augenmerk liegt auf der wachsenden Beliebtheit asiatischer Küchen, insbesondere indischer und japanischer. Die Gastronomiebranche erfordert zunehmend Anpassungen an die Vorlieben der Verbraucher, da 51 Prozent von ihnen gesündere Lebensmittel- und Getränkewahlen in Gastronomiebetrieben fordern.
Zusätzlich stellt die Branche fest, dass Online-Bestellungen während der Pandemie um beeindruckende 245 Prozent gestiegen sind. Damit einhergehend verdanken viele Restaurants ihren Umsatz den beliebten Lieferdiensten wie Lieferando und Delivery Hero. In einem Jahr, in dem 334 Restaurants in Deutschland mit Michelin-Sternen ausgezeichnet wurden, manifestiert sich der Trend zur Qualität und Innovation in der Gastronomie.
Insgesamt bleibt die bayerische Gastronomie ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, der durch kulturelle Vielfalt und Innovationskraft geprägt ist. Der Erhalt traditioneller Betriebe und die Anpassung an moderne Ernährungsbedürfnisse sind essenziell, um die Branche zukunftsfähig zu machen. Laut den Statistiken gibt es in Bayern derzeit mehr als 27.000 Betriebe, die überwiegend in der speise- und getränkegeprägten Gastronomie tätig sind.