
In der Gemeinde Bornhagen im Eichsfeld hat der Wahlerfolg der AfD zu einer tiefen Spaltung geführt. Einige Anwohner äußern sich verärgert über die Wahlentscheidungen ihrer Nachbarn. Ein Landwirt auf seinem Hof bezeichnet den AfD-Chef Björn Höcke als „braune Scheiße“. Gleichzeitig halten viele Anwohner zurück, ihre politische Meinung offen kundzutun, aus Angst, verurteilt zu werden, wie die Gemeindearbeiterin Miriam Löffler beobachtet. Diese gesellschaftliche Unsicherheit verstärkt die Anfälligkeit für die AfD, die in den vergangenen Jahren immer stärkere Wahlergebnisse erzielt hat.
Besonders in der Kreisstadt Heiligenstadt zeigt sich eine Enttäuschung über die Stärke der AfD. Eine Passantin dort bedauert, dass in einer traditionell christlich geprägten Region wie dem Eichsfeld viele Menschen die AfD gewählt haben. Ein Rentner, der sich für die AfD entschieden hat, führt seine Unzufriedenheit mit dem Stillstand der letzten Jahre als Grund an. Interessanterweise betont er, dass er nicht gegen Ausländer sei und keine nennenswerten Änderungen erwarte, sollte die AfD an die Macht kommen.
Wählerstruktur der AfD
Die AfD hat sich seit ihrer Gründung als erste erfolgreiche Neugründung im bundesdeutschen Parteiensystem etabliert und übertrifft in Ostdeutschland regelmäßig die 5-Prozent-Hürde. Sie hat in den ostdeutschen Bundesländern oft die Rolle der zweitstärksten Kraft eingenommen, mit Werten zwischen 18,6 und 27,0 Prozent in einigen Regionen, während im Westen deutlich niedrigere Zahlen erzielt werden. Bei der letzten Bundestagswahl im Jahr 2021 war die AfD in Sachsen mit 24,6 Prozent die stärkste Partei und verzeichnete auch in Thüringen einen Zuwachs von 5,7 Prozentpunkten.
Die Wählerstruktur ist ebenso divers wie die Gründe für die Wahlentscheidung. Laut einer Untersuchung von bpb.de wählen in der Regel 16,3 Prozent der Männer und 9,2 Prozent der Frauen die AfD. Fast zwei Drittel der Wähler sind männlich und die erfolgreichste Altersgruppe sind 35- bis 59-Jährige. Die AfD gewinnt insbesondere Stimmen in ländlichen Regionen Ostdeutschlands, die unter Abwanderung leiden, und weniger durch eine hohe Arbeitslosenquote oder einen hohen Ausländeranteil.
Gesellschaftliche Unsicherheiten und Wahlalternativen
Miriam Löffler, die sich vor Ort für ihre Gemeinde engagiert, hebt hervor, dass sich die gesellschaftlichen Strukturen zwar stark zeigen, jedoch nicht mehr so robust sind wie in der Vergangenheit. Diese Unsicherheiten tragen zur Attraktivität der AfD bei, die viele Wähler als potenzielle Lösung ihrer Probleme sehen. Löffler kritisiert, dass sich politische Kräfte auf die AfD als Hauptproblem fokussieren, was dazu führe, dass Wähler abgesondert und weniger gehört werden.
Die Wahlbeteiligung bei Landtagswahlen in Deutschland, wie bpb.de anmerkt, ist im Schnitt kontinuierlich gestiegen, bleibt aber niedriger als bei Bundestagswahlen. Ostdeutsche Bundesländer verzeichnen tendenziell eine geringere Wahlbeteiligung. Politikwissenschaftler diskutieren die Rolle bundespolitischer Einflüsse auf Landtagswahlen, wobei oft festgestellt wird, dass Wähler von Oppositionsparteien motivierter sind, ihre Unzufriedenheit zu äußern.
In einer Zeit, in der die AfD zunehmend als Stimme der Unzufriedenheit gesehen wird, ist der Wahlerfolg in Bornhagen und umliegenden Städten Ausdruck einer tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderung.