
In der Gemeinde Riede-Heiligenbruch zwischen Riede und Weyhe entsteht aktuell ein Streit um die Erweiterung eines bestehenden Windparks. Cerstin Campe, eine Anwohnerin und Familienbetriebsinhaberin, äußert besorgte Bedenken hinsichtlich der Bauvorhaben, die dicht an ihrem Wohnsitz stattfinden sollen. Wie Kreiszeitung berichtet, umfasst der Windpark auf Diepholzer Seite bereits fünf Anlagen. Die geplante Erweiterung könnte zwei neue Windkraftanlagen mit einer Höhe von bis zu 250 Metern beinhalten, die weniger als 600 Meter von dem Hof der Familie Campe entfernt stehen sollen.
Die Situation ist für Campe besonders besorgniserregend, da sie befürchtet, dass die neuen Windräder zu erhöhter Schallbelastung, Schattenwurf und gesundheitsschädlichem Infraschall führen könnten. „Das fühlt sich an wie eine Enteignung“, klagt sie, denn die Baupläne könnten die Zukunft des familiären Betriebs gefährden. Sie hat zudem beobachtet, dass drei Flächen kreisrund abgesteckt wurden, was sie als Vorboten des Bauvorhabens deutet. Der Betreiber, die Windstrom Unternehmensgruppe, weist in einer Stellungnahme jedoch den Zusammenhang zwischen den Absteckungen und dem bevorstehenden Baubeginn zurück und erklärt, die Absteckungen könnten eher für Kartierungen oder Bodenuntersuchungen vorgesehen gewesen sein.
Verwaltungsverfahren und Alternativen
Das Verfahren für die neuen Windenergieanlagen ist bereits eingeleitet, doch der Landkreis Verden hat bisher keine Informationen über die konkret abgesteckten Flächen vorliegen. Advokatin Campe sieht die Hoffnung, die Erweiterung durch den Nachweis schutzwürdiger Vogelarten, wie Baumfalken und Rotmilane, verhindern zu können. Sie plädiert für alternative Energiequellen, wie Offshore-Windkraft und Freiflächen-Photovoltaik, die ihrer Meinung nach weniger belastend für die Anwohner wären.
Die Debatte um Windkraftprojekte ist nicht neu. Windkraft und Photovoltaik werden weltweit als zentrale Elemente einer nachhaltigen und CO2-freien Energieversorgung angesehen, wie DW hervorhebt. Diese Technologien könnten den globalen Energiebedarf umfassend decken. Dennoch steht der Bau von Windkraftanlagen vor Herausforderungen. Die Herstellung von Stahltürmen und Betonfundamenten erfordert viel Energie, sodass ein Windrad etwa 2,5 bis 11 Monate benötigt, um die Energiemenge zu erzeugen, die für seine Herstellung nötig war.
Ökologische und ökonomische Aspekte der Windkraft
Umweltbundesamt-Daten zeigen, dass Windräder im Durchschnitt 40-mal mehr Energie generieren, als für ihre Produktion, Nutzung und Entsorgung benötigt wird. Sie haben eine durchschnittliche Lebensdauer von etwa 25 Jahren, wobei immer mehr Windkraftanlagen aufgrund technischer Fortschritte in neuere und effizientere Modelle umgebaut werden müssen. Aktuelle CO2-Emissionen zeigen, dass Windkraftanlagen etwa 9 Gramm CO2 pro kWh produzieren, was im Vergleich zu fossilen Brennstoffen, wie Erdgas, Steinkohle oder Braunkohle, sehr niedrig ist.
Während die Windkraft Potenziale zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes bietet, fordern Naturschützer, Windkraftanlagen in Naturschutzgebieten oder an Rastplätzen von Zugvögeln zu meiden. Technische Lösungen, um Kollisionen mit Vögeln zu vermeiden, werden mittlerweile zunehmend in neue Projekte integriert.
Der aktuelle Konflikt um den Windpark in Riede-Heiligenbruch zeigt, wie komplex die Balance zwischen ökologischen Zielen und lokalen Interessen ist. Die Herausforderungen der Windkraft, zusammen mit der Notwendigkeit einer nachhaltigen Energiezukunft, wird weiter diskutiert werden müssen.