
Der Fall Manfred Genditzki, der mehr als 13 Jahre unschuldig im Gefängnis saß, wirft erneut Fragen zur Verlässlichkeit der Justiz auf. Seine Anwältin Regina Rick äußert in einem Interview mit t-online, dass der Fall kein Einzelfall sei und bedenkliche Missstände in der bayerischen Strafjustiz aufzeigt. Genditzki wurde fälschlicherweise wegen Mordes verurteilt, was als „Badewannen-Mord“ in die Schlagzeilen geriet. Rick schildert die Schwierigkeiten, die sie und ihr Mandant durchstehen mussten, um letztendlich zu erreichen, dass das Urteil aufgehoben und Genditzki freigesprochen wurde.
Im Verlauf des Verfahrens stellte Rick gravierende Mängel in den gerichtlichen Abläufen fest. So beklagt sie, dass es in Deutschland eine unzureichende Dokumentation der Verhandlungen gibt und fordert umfassende Reformen, um Zwangslagen wie die von Genditzki zukünftig zu vermeiden. Ihre Einschätzung zur bestehenden Unschuld vieler verurteilter Personen hat sich durch die Erfahrungen mit ihrem Mandanten nur verstärkt.
Rechtsstreit um Schadensersatz
Nachdem er freigesprochen wurde, verklagte Manfred Genditzki den Freistaat Bayern auf eine Entschädigung in Höhe von 750.000 Euro wegen seines langen und unrechtmäßigen Gefängnisaufenthalts. Diese Summe kommt zusätzlich zu den 368.700 Euro, die ihm durch das gesetzlich vorgesehene Entschädigungssystem für die 4916 Tage im Gefängnis zustehen. Ingo Lenßen, ein Fachanwalt für Strafrecht, kritisiert, dass der Freistaat ihm jetzt eine Rechnung über nahezu 100.000 Euro vorlegt, die die Kosten für seine Haftzeit und Erträge aus seiner Arbeit im Gefängnis fordert.
Der Haftkostenbeitrag, den Genditzki zahlen soll, beläuft sich auf knapp 50.000 Euro, und dieser Betrag ist anscheinend als rechtliche Praxis des Staates legitimiert. Lenßen weist darauf hin, dass diese Praxis moralisch fragwürdig ist, insbesondere in einem Fall, in dem ein Justizirrtum vorlag. Die Diskussion über die Angemessenheit des gesetzlichen Entschädigungsbetrages von 75 Euro pro Tag hält an, da viele den Betrag als zu niedrig empfinden.
Somit bleibt abzuwarten, wie dieser komplexe Fall weiter verläuft und ob Genditzki angemessen entschädigt wird.
Mehr über den Fall Genditzki erfahren Sie bei t-online und den rechtlichen Fachmeinungen von Focus Online.