
In Kaufbeuren hat Sonja Hujo kürzlich die Rolle der Koordinatorin des Palliativ-Netzwerks Kaufbeuren-Ostallgäu übernommen. Ihr Ziel ist es, die Themen Tod und Sterben präsenter in der Öffentlichkeit zu gestalten. Die damit verbundenen Unterstützungsangebote für schwerstkranke Menschen und ihre Angehörigen sollen wie ein Lichtblick in schwierigen Zeiten wirken. Hujo bringt 22 Jahre Erfahrung in der Pflege mit, die sie in unterschiedlichen Bereichen, einschließlich Notfall- und Intensivmedizin, gesammelt hat. Ihre Kompetenz basiert auch auf ihrer Tätigkeit im ambulanten Pflegedienst beim Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), wo sie sich zudem für den ASB-Wünschewagen engagierte, der es schwerstkranken Menschen ermöglicht, letzte Wünsche zu erfüllen.
„Die Lebensqualität in der letzten Lebensphase ist für mich von größter Bedeutung“, erklärt Hujo. Sie möchte den Patienten nicht nur die verbliebene Zeit angenehm gestalten, sondern auch auf der Palliativstation im Klinikum Kaufbeuren aktiv sein. Das Palliativ-Netzwerk ist ein Teil der gemeinnützigen GmbH SAPV Kaufbeuren-Ostallgäu, die seit 2016 unter dem Träger Hospizverein Kaufbeuren-Ostallgäu e. V. agiert. Es umfasst 18 Partner, die eine Vielzahl von Unterstützungsformen anbieten.
Teamarbeit und Unterstützung
Hujo hebt die Bedeutung von Teamarbeit hervor. Das Netzwerk fungiert als Bindeglied zwischen dem Gesundheitssystem und den Betroffenen. Ein zentrales Anliegen ist die Aufklärung über Präventionsmaßnahmen, insbesondere in Bezug auf Patientenverfügungen und Vollmachten. Diese Dokumente sind entscheidend für einen selbstbestimmten Umgang mit dem eigenen Lebensende und sollten bereits frühzeitig festgelegt werden. Das Bundesministerium für Gesundheit empfiehlt deshalb, rechtzeitig Regelungen zur Vorsorge für die letzte Lebensphase zu treffen.
Eine Patientenverfügung beispielsweise regelt, welche medizinischen Maßnahmen im Falle einer Entscheidungsunfähigkeit gewünscht sind. Diese muss schriftlich vorliegen und regelmäßig überprüft werden. In der Übergangszeit zum unvermeidlichen Lebensende ist es von großer Bedeutung, dass die persönlichen Wünsche klar dokumentiert sind, um Missverständnisse zu vermeiden. Die gesetzlichen Krankenkassen sind verpflichtet, die Versicherten bei der Hospiz- und Palliativversorgung zu unterstützen. Gesundheitsinstitutionen bieten Beratungen zur Planung der gesundheitlichen Versorgung an.
Wichtige Maßnahmen für die letzte Lebensphase
Um die individuellen Wünsche in der letzten Lebensphase zu sichern, empfehlen sich gleich mehrere Maßnahmen:
- Betreuungsverfügung: Legt eine Person fest, die im Bedarfsfall als rechtlicher Betreuer fungiert.
- Vorsorgevollmacht: Ermöglicht es einer anderen Person, Entscheidungen in bestimmten Angelegenheiten zu treffen, falls die Person selbst nicht mehr dazu in der Lage ist.
- Patientenverfügung: Bestimmt die medizinischen Maßnahmen, die im Falle einer Entscheidungsunfähigkeit eingehalten werden sollen.
Die Erstellung dieser Dokumente kann in Zusammenarbeit mit Verbraucherschutzorganisationen stattfinden. Sie sind essenziell für einen respektvollen und selbstbestimmten Umgang mit schwerster Krankheit und dem Lebensende.
Sonja Hujo engagiert sich leidenschaftlich dafür, das Tabuthema Sterben offen anzusprechen. Sie nennt den Prozess des Sterbens häufig unterschätzt, da er Monate bis Jahre in Anspruch nehmen kann. Ihre klare Botschaft ist, dass der Tod zum Leben dazugehört und in unserer Gesellschaft ein ehrlicher Umgang damit dringend notwendig ist. Durch ihre Arbeit im Palliativ-Netzwerk will sie nicht nur die sterbenden Menschen, sondern auch ihre Angehörigen in dieser herausfordernden Lebensphase unterstützen.