
In Bayern steht das neue flächendeckende Sprach-Screening für Kindergartenkinder vor der Einführung. Ab März 2025 müssen Kinder im Alter von 4,5 bis 5 Jahren einen verpflichtenden Sprachtest ablegen, um die sprachlichen Defizite vor der Einschulung zu identifizieren. Dies wurde am 24. Juli 2023 von CSU-Chef Markus Söder angekündigt. Die Tests sollen als Grundlage dienen, um frühzeitig auf Sprachschwierigkeiten der Kinder zu reagieren und gegebenenfalls ein Vorschuljahr mit integriertem Deutsch-Vorkurs einzuleiten, berichtet die PNP.
Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) kritisiert jedoch die Umsetzung des Sprach-Screenings scharf. Präsidentin Simone Fleischmann äußert Bedenken, dass die Einführung zu schnell und unüberlegt erfolgt ist, was bei Lehrern und Eltern zu Verwirrung und Unsicherheit führt. Sie betont die Relevanz diagnosegeleiteter Förderung für den Bildungserfolg aller Kinder, was unterstreicht, wie wichtig eine umfassende Unterstützung für Kinder mit sprachlichen Schwierigkeiten ist.
Kritik an den neuen Vorgaben
Die genauen Details des Tests sind noch unklar, darunter der Schwierigkeitsgrad und die Methode der Durchführung. Klar ist jedoch, dass alle Kinder, für die keine Bestätigung über gute Sprachkenntnisse von einer staatlich geförderten Kita vorliegt, den Test ablegen müssen. Dies wirft Fragen auf, insbesondere, ob dies zu einem Aussortieren der Kinder führen könnte. Der BLLV kritisiert außerdem den Rückgang der Vorkurse und die Qualifikation der Lehrkräfte, die diese Maßnahmen durchführen sollen. Der Vorkurs umfasst 240 Stunden, aufgeteilt auf Fachkräfte in Kitas und Grundschullehrkräfte, was viele Lehrer vor Herausforderungen stellt. Die Situation wird zusätzlich durch einen Mangel an Fachkräften für die Durchführung von Fördermaßnahmen verschärft, wie die BR berichtet.
Verschiedene Bildungsinitiativen haben gezeigt, dass die sprachliche Bildung entscheidend für die individuelle und soziale Entwicklung ist. Projekte wie die Initiative „Bildung durch Schrift und Sprache“ beleuchten die Bedeutung der Sprachförderung im Alltag und in der Forschung. So wurden zahlreiche Programme ins Leben gerufen, um die sprachliche Bildung in Deutschland zu verbessern. Dazu gehören auch Maßnahmen zur Unterstützung von mehrsprachigen Kindern, die in der Studie zur sprachlichen Bildung betrachtet werden. Solche Projekte sind wichtig, um eine umfassende Sicht auf die Sprachförderung zu gewährleisten, nicht nur durch Tests, sondern auch durch integrative Ansätze in Kitas und Schulen, wie das Fachportal Pädagogik beschreibt.
Zukunftsaussichten
Obwohl der Bayerische Philologenverband die Einführung der Sprachtests begrüßt, erachten einige Organisationen wie die GEW den zusätzlichen Test als unnötig, da bereits Sprachstanderhebungsbögen in Kitas verwendet werden. Der Nutzen dieser Testpflicht wird von vielen als gering eingeschätzt. Kritiker betonen, dass Sprachkompetenz primär durch erlebte Interaktionen und den Spracherwerb gefördert werden sollte, nicht allein durch Tests.
In der kommenden Zeit wird es entscheidend sein, wie die Praxis der Sprachtests umgesetzt wird. Neben der Qualifikation der Lehrkräfte sind auch die strengen Vorgaben zur Durchführung der Tests ein heikles Thema. Sollte die Sprachförderung nicht individuell angepasst werden, könnten gerade die Kinder, die besondere Unterstützung benötigen, unzureichend gefördert werden.
Schließlich bleibt abzuwarten, welche langfristigen Auswirkungen das Sprach-Screening und die damit einhergehenden Maßnahmen auf die sprachliche Entwicklung der Kinder in Bayern haben werden. Die Diskussion über die tatsächliche Notwendigkeit und Wirksamkeit solcher Tests in der frühen Bildungsphase ist damit eröffnet.