
Das Innklinikum Mühldorf war während der Coronapandemie stark gefordert. Vor fünf Jahren wurde es zur reinen Corona-Klinik umgewandelt, was eine große Zäsur für den Standort darstellte. In einem aktuellen Interview äußern sich die Ärzte Dr. Wolfgang Richter und Dr. Daniel Heidenkummer zu den Herausforderungen, die sich aus dieser Entscheidung ergeben haben. Richter betont, dass er eine solche Umwandlung heute nicht mehr beschließen würde, da die Belastung für die Mitarbeiter immens war und bleibt.
Die Erfahrungen während der Pandemie haben das Image des Klinikums geprägt. Auch wenn die Normalität mittlerweile zurückgekehrt scheint und das Krankenhaus wieder verschiedene Infektionskrankheiten behandelt, so sind die Mitarbeiter nach wie vor belastet. Viele machen sich Sorgen über eine mögliche neue Pandemie. Dr. Heidenkummer fügt hinzu, dass das Krankenhaus zwar über bestehende Isolationskonzepte verfügte, jedoch nicht auf die hohe Anzahl an COVID-19-Patienten vorbereitet war. In der Höchstphase mussten zeitgleich bis zu 20 Patienten beatmet werden, was eine enorme Herausforderung darstellte.
Pandemieerfahrungen und organisatorische Änderungen
Die Pandemie hat zwar keine revolutionären strukturellen Veränderungen in der Klinik gebracht, jedoch wurden klare Erkenntnisse gewonnen. So sind die organisatorischen Abläufe angepasst worden. Anstatt einer zentralen Isolierstation wird mittlerweile eine dezentrale Versorgung von Infektionspatienten bevorzugt. Die Erkenntnis, dass fachlich spezialisierte Stationen effektiver sind, bringt den behandelnden Ärzten eine neue Perspektive für zukünftige Infektionswellen. Richter warnt jedoch, dass bei einer neuen Pandemie die Zusammenlegung von Infizierten auf einer Station notwendig sein könnte.
Dr. Heidenkummer hebt hervor, dass auch Verbesserungen im Rettungsdienst erzielt wurden, wie etwa schnellere Kommunikation und Verlegungen. Zudem gab es anfangs Engpässe bei der Beschaffung von Schutzausrüstung, jedoch konnten kritische Situationen vermieden werden. Auch die Krankenhauslandschaft hat sich verändert – so wurde beispielsweise das Krankenhaus in Haag in ein Medizinzentrum umgewandelt. Während der Pandemie kam es zur Schließung der Geburtshilfe in Mühldorf, die nicht wiedereröffnet wurde, da die gesetzlichen Anforderungen und die sinkende Nachfrage keinen Betrieb mehr ermöglichten.
Herausforderungen für Bildungseinrichtungen
Die Corona-Zeit hat nicht nur im Gesundheitssektor Spuren hinterlassen, sondern auch im Schulwesen. Wie BR24 berichtet, hat der digitale Distanzunterricht, der in Bayern umgesetzt wurde, als „Schule ohne Schule“ gegolten. Dies führte zu einer Verbesserung in der Ausstattung der Schulen mit digitalen Geräten, die auch in Krisensituationen von Nutzen ist. Dennoch berichtete Regina Knape vom Bayerischen Philologenverband über erhebliche soziale und psychische Probleme, die aus den Schulschließungen resultieren, besonders bei Fünft- und Sechstklässlern.
Es gibt Forderungen nach einer flächendeckenden Ausstattung aller Schulen mit multiprofessionellen Teams aus Schulpsychologen und Schulsozialpädagogen. Diese Teams könnten helfen, die psychische Gesundheit der Schüler zu unterstützen, die laut einer Studie des Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, in den letzten Jahren gelitten hat. Der Prozentsatz der Kinder und Jugendlichen mit geminderter Lebensqualität ist seit Beginn der Pandemie gestiegen.
Aktuell sind 27 % der Kinder und Jugendlichen von einer eingeschränkten Lebensqualität betroffen, im Vergleich zu 15,3 % vor der Pandemie. Die Herausforderungen im Bildungssektor sind enorm, und der Rückstand in der mentalen Gesundheit der Schüler muss mit prioritärer Aufmerksamkeit angegangen werden.