
Im Oktober 2025 wird das jüdische DP-Lager Föhrenwald sein 80-jähriges Bestehen feiern. Dies gibt Anlass für ein umfangreiches Festwochenende, das als Höhepunkt des Veranstaltungsjahres des Vereins „Erinnerungsort Badehaus“ geplant ist. Während dieser Feierlichkeiten werden bis zu 60 Zeitzeugen aus verschiedenen Teilen der Welt erwartet, die ihre Erlebnisse aus der Zeit des Lagers teilen. Bei einer öffentlichen Veranstaltung am 18. Oktober wird Waldram in ein begehbares Museum verwandelt, wo Besucher das Lager durch „lebende Wegweiser“ sowie Kurzbiografien und Audioguides erkunden können. Dies berichten Süddeutsche.de.
Föhrenwald, etwa 30 km südlich von München gelegen, war von Oktober 1945 bis Februar 1957 das am längsten bestehende Lager für jüdische Displaced Persons in Europa. Ursprünglich als Mustersiedlung für deutsche Dienstverpflichtete und ausländische Zivilarbeitskräfte errichtet, verwandelte es sich nach dem Einmarsch der amerikanischen Armee in ein Lager für Überlebende des KZ Dachau und andere deportierte Personen. Ab Oktober 1945 wurde es zu einem rein jüdischen Lager mit einer Synagoge, Betstibl und Mikwe. Dies hebt das Historische Lexikon Bayerns hervor.
Vielfältiges Veranstaltungsprogramm
Der Verein „Erinnerungsort Badehaus“ hat kürzlich ein neues Veranstaltungsprogramm veröffentlicht, das sich auf das Thema „80 Jahre Kriegsende“ fokussiert. Zudem stehen zahlreiche Veranstaltungen auf dem Plan, darunter Zeitzeugengespräche, Buchvorstellungen und Konzerte. Am 8. Februar wird ein Film und eine Podiumsdiskussion zur amerikanischen Erinnerungskultur zum Holocaust-Gedenken angeboten. Ein besonderer Höhepunkt ist die Sonderausstellung „Ungehört“, die am 8. März eröffnet wird und sich mit den Schicksalen von Frauen in Flucht und Vertreibung auseinandersetzt.
Das Programm setzt sich weiter fort mit der Präsentation von Forschungsergebnissen über den „Todesmarsch“ am 27. April, einer Exkursion zum Obersalzberg am 27. Mai, einem Vortrag über Straßenbenennungen im Föhrenwald-Waldram am 1. Juni und einem Konzertabend zu Ehren von Coco Schumann am 13. Juli. Des Weiteren ist eine Teilnahme am „Tag des offenen Denkmals“ mit einem historischen Ortsrundgang am 14. September geplant, gefolgt von einer neuen Sonderausstellung über Sport in Föhrenwald, die ab dem 21. September präsentiert wird. Einen musikalischen Abend über Georg Elser wird am 16. November stattfinden, und das Jahr wird mit einer Lesung von Sandra Pioro über ihren Vater, einen Auschwitz-Überlebenden, am 14. Dezember abgerundet.
Die Geschichte des Lagers und seine Bedeutung
Föhrenwald war in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg ein Ort der Selbstverwaltung für die jüdischen Bewohner, die sich in einem osteuropäischen Shtetl ähnlich lebten. Die Anzahl der jüdischen DPs stieg in den ersten Nachkriegsjahren erheblich an, wobei im Jahr 1946 über 6.000 Menschen in diesem Lager lebten. Die UNRRA verwaltete das Lager bis Mitte 1947, gefolgt von der IRO, während jüdische Hilfsorganisationen wie JDC und HIAS die Lagerbewohner unterstützten.
Das Lager war nicht nur ein Ort des Leidens, sondern auch eines lebendigen kulturellen Lebens, geprägt von Bildungseinrichtungen, Geschäften und einem Sonntagsmarkt. Diese Aspekte der Lebensqualität in Föhrenwald legen Zeugnis für die Widerstandskraft der dort lebenden Menschen ab. Die letzte jüdische Familie verließ das Lager im Februar 1957, und 2012 wurde ein Verein gegründet, um das ehemalige Badehaus zu erhalten und einen Erinnerungsort einzurichten. In 2018 wurde das multimediale Museum eröffnet, das die Geschichte und das Erbe des Lagers dokumentiert.
Mit diesen umfangreichen Feierlichkeiten und dem Engagement des Vereins wird das Andenken an die Bewohner von Föhrenwald bewahrt und eine bedeutende Erinnerungskultur gefördert, die auch in zukünftigen Diskussionen über Verantwortung und Identität innerhalb der Gesellschaft von Bedeutung ist, wie in der aktuellen Debatte um postmigrantische Erinnerungskultur deutlich wird, die auch von bpb.de thematisiert wird.