
Die Ruhr-Universität Bochum hat einen neuen Professor für Arabistik ernannt: Prof. Dr. Andreas Lammer, der seit Beginn des Jahres 2025 in der Fakultät für Philologie für Wissensgeschichte zuständig ist. Lammer bringt eine umfassende akademische Laufbahn mit, die von einer soliden Ausbildung an namhaften Universitäten geprägt ist. Er studierte Philosophie und Germanistik an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und setzte sein Studium mit einem Masterprogramm in Philosophie am King’s College London fort. Seine Promotion absolvierte er an der Ludwig-Maximilians-Universität München in den Fächern Philosophie und Arabistik.
Lammers Forschung konzentriert sich auf den arabischen Gelehrten Avicenna (Ibn Sīnā), der nicht nur als Arzt, sondern auch als Philosoph, Naturwissenschaftler und Mathematiker bekannt ist. Avicenna ist besonders dafür bekannt, dass er die Philosophie Aristoteles‘ überarbeitet und in einem synthetisierten System zusammengeführt hat. Laut news.rub.de leitet Lammer ein internationales Forschungsprojekt mit dem Titel „Avicenna Live: The Immediate Context of Avicenna’s Intellectual Formation“ (ALIVE), das vom Europäischen Forschungsrat (ERC) mit 1,5 Millionen Euro gefördert wird und bis Ende 2028 dauert.
Forschungsinteressen und akademischer Hintergrund
Lammers akademische Karriere beinhaltete unter anderem eine Juniorprofessur an der Universität Trier sowie eine Associate Professorship an der Radboud Universität Nijmegen in den Niederlanden. Diese verschiedenen Positionen ermöglichen es ihm, innovative Perspektiven in die Forschung über die Rezeption (spät-)antiker griechischer Wissenschaften in der islamischen Welt einzubringen. Darüber hinaus untersucht er den Einfluss arabischer Texte auf die Geistesgeschichte Europas, welche durch arabische Gelehrte im „Goldenen Zeitalter des Islam“ zwischen dem 8. und 14. Jahrhundert geprägt wurde, als Arabisch zur Lingua franca der Wissenschaft avancierte.
Seine Forschung umfasst auch die Analyse der Entwicklungen in Medizin, Mathematik und Astronomie, die von arabischen Wissenschaftlern vorangetrieben wurden. Die Werke von Avicenna, darunter das bedeutende medizinische Standardwerk „Kanon der Medizin“, haben sowohl im Nahen Osten als auch in Europa großen Einfluss ausgeübt.
Langfristige Ziele an der Ruhr-Universität Bochum
Prof. Dr. Andreas Lammer beabsichtigt, ein Avicenna-Forschungszentrum an der Ruhr-Universität Bochum aufzubauen. Dabei ist es ihm wichtig, internationale Forscherinnen und Forscher nach Bochum einzuladen und weitere Drittmittel zu generieren. Lammer sieht sich in einer langen Tradition, die das Fachgebiet der Arabistik seit den 1970er Jahren über die Region hinaus strahlen lässt. Er hat zahlreiche Aufsätze zur antiken, spätantiken und arabischen Philosophie veröffentlicht und plant, seine Forschung mit der Gründung des Zentrums weiter zu vertiefen.
Durch seine Arbeit wird die zentrale Rolle der arabischen Wissenschaft in der Geschichte der Philosophie gewürdigt, die oft unterschätzt wird. Gelehrte wie Al-Farabi, Averroes (Ibn Rushd) und Avicenna haben in ihrer Zeit maßgebliche Beiträge geleistet und die europäische Renaissance nachhaltig beeinflusst. Diese Relevanz wird durch Lammers Engagement an der Ruhr-Universität Bochum weiter gefördert und in einen internationalen Forschungszusammenhang eingebettet.