
Rott am Inn, eine Kleinstadt mit knapp 2200 Einwohnern im Kern und circa 2000 in den umliegenden Ortschaften, steht im Mittelpunkt eines anspruchsvollen Diskurses über die Unterbringung von Flüchtlingen. Die Gemeinde befindet sich rund 70 Minuten mit dem Zug von München entfernt und verfügt über grundlegende Infrastrukturen wie einen Supermarkt, eine Apotheke und ein Gasthaus. Trotz dieser Annehmlichkeiten haben aktuelle Entwicklungen für viel Unruhe in der Bevölkerung gesorgt. Ein Schild im Gewerbegebiet, das „Wir sagen nein zu einer Sammelunterkunft für 506 Flüchtlinge in Rott“ verkündet, spiegelt die Stimmung der Anwohner wider, die gegen die geplante Erstaufnahmeeinrichtung protestieren.
Das Landratsamt Rosenheim hat die Genehmigung für eine Unterkunft in einer Gewerbehalle erteilt, in der ursprünglich Platz für 506 Personen vorgesehen war. Inzwischen wird jedoch von einem Bedarf für etwa 300 Menschen gesprochen. Die Einrichtung soll als zentrale Anlaufstelle für neu ankommende Geflüchtete dienen und ist Teil der Bemühungen, bestehende Ankunftseinrichtungen, wie Schulturnhallen in Raubling und Bruckmühl, zu entlasten, da es im Landkreis einen Mangel an geeigneten alternativen Unterkünften gibt. Diese Maßnahme ist durch gesetzliche Verpflichtungen zur Unterbringung von Geflüchteten bedingt.FAZ berichtet.
Proteste und Bürgerinitiative
Angesichts der Situation hat sich die Bürgerinitiative „Rott rot(t)iert“ formiert, die vehement gegen die Unterbringung von Flüchtlingen in der Gemeinde protestiert. Bürgermeister Daniel Wendrock äußerte, dass die Entscheidung zur Einrichtung der Unterkunft ohne vorherige Absprache mit der Gemeinde getroffen worden sei. Diese Aussagen kommen nicht von ungefähr, denn bereits 2023 gab es erste Demonstrationen mit etwa 500 Teilnehmern, die sich gegen die Pläne richteten.
Die Kritik der Bürgerinitiative konzentriert sich nicht nur auf die Anzahl der Unterzubringenden, sondern auch auf die fehlenden grundlegenden Bedingungen. Anwohner befürchten, dass die Überbelegung zu Konflikten führen könnte, und bemängeln zu kleine Räumlichkeiten sowie unzureichende sanitäre Einrichtungen. Darüber hinaus sind Berichte über Quecksilberbelastungen in der Unterkunft aufgetaucht; das Landratsamt hat jedoch erklärt, dass nur in zwei von acht Räumen kritische Werte überschritten wurden.Der Landkreis Rosenheim erläutert.
Rechtliche Aspekte und Alternativen
Die Baugenehmigung für die Unterkunft wurde auf Basis des §246 BauGB erteilt und soll den Aufbau dringend benötigter Unterkünfte beschleunigen. Das Landratsamt respektiert zwar die Klage der Gemeinde Rott, sieht jedoch keine substanzielle Grundlage dafür. Die Klage hat keine aufschiebende Wirkung, wodurch die Bauarbeiten fortgesetzt werden können. Es gab Überlegungen zu alternativen Standorten, die jedoch als ungeeignet eingestuft wurden. Die Planungen sind somit bereits fortgeschritten und sollen bis spätestens 30. September 2028 befristet bleiben.Zusätzliche Forschungsergebnisse zeigen, dass die Unterbringung von Flüchtlingen in Gemeinschaftsunterkünften oft mit Konflikten verbunden ist.
Die Diskussion um die Flüchtlingsunterbringung in Rott am Inn könnte als Teil eines größeren Themas gesehen werden, das auch andere Gemeinden betrifft. Derartige Konflikte um Wohnraum und soziale Angebote haben sich in vielen Regionen verschärft. Forscher betonen die Wichtigkeit von Bürgerbeteiligung und Konfliktmediation, um die verschiedenen Akteure, einschließlich Anwohner und Geflüchtete, in einen konstruktiven Dialog zu bringen.