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Baggerarbeiten bedrohen Bachmuscheln: Umweltskandal im Schutzgebiet!

In einem besorgniserregenden Vorfall in Schwaben sind zahlreiche Bachmuscheln getötet worden, während Baggerarbeiten im Obenhausener Ried bei Illertissen durchgeführt wurden. Die Bachmuschel (Unio crassus) ist bereits europaweit vom Aussterben bedroht und gilt in Deutschland als stark gefährdet. Ziel der umfangreichen Arbeiten war die Entfernung von Biberdämmen, um ein Aufstauen des Wassers zu vermeiden. Allerdings stellte sich heraus, dass die Maßnahmen mehr als die genehmigten zwei Biberdämme umfassten, was das Landratsamt Neu-Ulm nicht rechtzeitig kontrollieren konnte, da es nicht über den genauen Zeitpunkt der Arbeiten informiert war. Dies berichtet die PNP.

Bereits im Januar 2025 wurde das Landratsamt Neu-Ulm über die durchgeführten Arbeiten informiert, doch die daraus resultierenden Probleme wurden erst bei einem Vor-Ort-Termin deutlich, als frisch getötete Bachmuscheln im entnommenen Sohlsubstrat entdeckt wurden. Diese Lebewesen sind wichtige Indikatoren für den Zustand von Gewässern, da sie das Wasser filtern und eine bedeutende Rolle im Ökosystem spielen. Nach dem Vorfall wurden sofort Maßnahmen zur Schadensminimierung eingeleitet, unter anderem die Suche und Bergung lebender Bachmuscheln. Der Umweltverband LBV bezeichnete die Situation als „ärgerlich und unerklärlich“.

Erste Schritte zur Schadensbewertung

Das Landratsamt Neu-Ulm hat bereits die Anordnung gegeben, dass der Wasserverbands-Chef Otmar Wöhrle einen Gutachter mit der Bewertung des entstandenen Schadens beauftragt. Bei der Prüfung stellte der Gutachter Anfang Februar fest, dass im kontrollierten Aushub keine lebenden Bachmuscheln, aber drei tote Exemplare sowie Muschelreste gefunden wurden. Die Prüfung sowie die Bewertung des Schadens im Schutzgebiet sind noch im Gange, und alle Gutachten werden der Staatsanwaltschaft Memmingen übergeben. Die Staatsanwaltschaft wird den Fall umfassend überprüfen.

Ralf Schreiber vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) hofft zudem, dass möglicherweise noch einige Bachmuscheln im Sediment überlebt haben. Er fordert eine schnelle Reaktion von Fachleuten, um die Bestände in dem Gebiet, das zuletzt eine positive Entwicklung aufwies, zu schützen. Es ist beunruhigend, dass solche Eingriffe zu einer Fragmentierung des Bestands führen können, da die Bachmuschel äußerst hohe Ansprüche an die Wasserqualität und den Fischbestand hat.

Die Bedeutung der Bachmuschel

Die Bachmuschel hat nicht nur eine funktionale Rolle im Ökosystem, sondern stellt auch einen wichtigen Teil der Biodiversität in den Gewässern dar. In Bayern sind gemäß dem Bayerischen Landesamt für Umwelt nur noch neun größere Vorkommen dieser geschützten Art vorhanden, hauptsächlich in Schwaben und dem oberbayerischen Donaumoos. Ihre Fortpflanzung ist eng mit bestimmten Fischarten verbunden, in deren Kiemen sich ihre Larven entwickeln.

Umso alarmierender ist die Tatsache, dass die Population im Obenhausener Ried zuvor gut entwickelt war und zu den wenigen Vorkommen in Deutschland gehörte, die in den letzten Jahren einen Anstieg der Zahlen zu verzeichnen hatten. Eingriffe wie die Baggerarbeiten bedrohen nicht nur die direkte Lebensumgebung der Bachmuschel, sondern gefährden auch das Überleben anderer Arten, die vom gesunden Zustand des Gewässers abhängen.

In Anbetracht dieser dramatischen Entwicklungen bleibt abzuwarten, welche rechtlichen Konsequenzen die Baggerarbeiten nach sich ziehen werden. Die Staatsanwaltschaft wird die weiteren Schritte einleiten, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen und den entstandenen Schaden aufzuarbeiten. Ob die beschädigten Ökosysteme nachhaltig geschützt werden können, hängt von effektiven Maßnahmen zur Renaturierung und dem Erhalt der letzten Populationen ab. Der Vorkommensschutz und die Förderung der Bachmuschel durch Projekte wie „Bachmuschel in der Murn“ könnten hier eine entscheidende Rolle spielen.

Statistische Auswertung

Genauer Ort bekannt?
Obenhausener Ried, Illertissen, Deutschland
Beste Referenz
pnp.de
Weitere Infos
br.de

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