
Im Landkreis Rosenheim haben sich in den letzten Jahren mehrere alarmierende Tierdramen ereignet, die die Öffentlichkeit und Tierschützer aufhorchen lassen. Wie rosenheim24.de berichtet, wurden in der Region zwischen Bad Aibling, Griesstätt und Rimsting zahlreiche Vorfälle bekannt, die einen besorgniserregenden Zustand der Tierhaltung offenbaren.
In Rimsting verendeten 2023 insgesamt 33 Tiere, während 96 Tiere gerettet werden konnten. Ein 46-jähriger Landwirt steht nun wegen Überforderung vor Gericht. In Griesstätt wurden 14 tote Rinder sowie drei verendete Schafe gefunden; darüber hinaus mussten drei weitere Tiere erlöst werden. Besonders schockierend sind die Knochenfunde von Dutzenden weiteren Tieren, die offenbar unter Mist und Stroh verborgen waren. Auch in Bad Aibling wurden zehn tote Rinder auf einem Hof gefunden, wo ein rund 30-jähriger Landwirt überfordert erscheint.
Behördenversagen und gesellschaftliche Verantwortung
Ein zentrales Problem bei diesen Vorfällen sind die Hilflosigkeit und Überforderung vieler Landwirte, die unter steigendem Druck zur Modernisierung und einer hohen Schuldenlast leiden. Die Diskussion über die Zustände auf den Höfen wird von dem Versagen der Behörden überschattet. Diese haben nicht nur in der Vergangenheit versäumt, regelmäßige Kontrollen durchzuführen, sondern es sind seit Jahren keine Veterinäre mehr auf diesen Höfen aktiv gewesen. Hinweise aus der Bevölkerung bringen oft erst zu spät Ermittlungen in Gang, die dann ohnehin von einem chronischen Mangel an Kontrollpersonal betroffen sind. Bereits seit den Vorfällen in Rimsting 2023 gibt es eine hitzige Debatte im bayerischen Landtag über effektivere Kontrollen, die allerdings abblockt wurden.
Die Diskussion wird durch einen weiteren Fall aus dem Allgäu erschwert, bei dem ein großer Viehbetrieb aufgrund ähnlicher Vorwürfe erneut im Fokus steht. Wie nordbayern.de berichtet, wurden Ermittlungen durch die Tierschutzorganisation „Soko Tierschutz“ angestoßen, die bereits 2019 erschreckende Videoaufnahmen von Tierquälereien aus dem Betrieb veröffentlicht hatte. Trotz mehrfacher Kontrollen durch das bayerische Verbraucherschutzministerium sieht dieses keine Versäumnisse bei den Behörden. Kontrolleure können jedoch nicht rund um die Uhr jeden Stall überwachen, und die wiederholte Kritik wird von der Ministerialverwaltung als Generalverdacht gegen alle Viehhalter gewertet.
Die nächsten Schritte und das Schicksal der Tiere
Angesichts dieser Situation steht ein Verfahren gegen den Betrieb im Allgäu an, und die Bayerische Kontrollbehörde für Lebensmittelsicherheit hat ein Verfahren gegen den Inhaber eingeleitet. Dies könnte zu einem Tierhaltungs- und Betreuungsverbot für den Betriebsleiter führen. Doch während die Politik und die Behörden weiterhin im Aktionismus verharren, bleibt die Frage, was mit den Tieren passiert, die in solch abscheulichen Bedingungen gehalten werden. Die anhaltenden Tragödien betreffen sowohl die Tiere als auch die Menschen, die sich in einem System befinden, das an seiner eigenen Grenze angekommen ist.
Aus den Entwicklungen in Rosenheim und dem Allgäu wird deutlich, dass es an der Zeit ist, eine umfassende Reform der Tierschutzgesetze zu fordern und die Verantwortung für das Wohlergehen der Tiere nicht länger zu ignorieren. Es ist zu hoffen, dass die Debatten und Ermittlungen zu ernsthaften Veränderungen führen, die aus diesen Tragödien gelernt werden müssen.