
Die Automobilindustrie in Deutschland, insbesondere in Franken, sieht sich gegenwärtig massiven Herausforderungen gegenüber. Vor dem Hintergrund geplanter Stellenabbau-Maßnahmen großer Unternehmen wie Schaeffler, das am Standort Schweinfurt 700 Stellen streichen möchte, und ZF, das ebenfalls mehrere hundert Stellen abbauen wird, sind die Sorgen unter den Verantwortlichen groß. Angesichts dieser Krisensituation haben sich Bürgermeister aus 14 Städten, darunter der fränkische Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU), in einer Initiative zusammengeschlossen. Diese will durch ein 7-Punkte-Papier an die EU-Kommission die dringend benötigten Maßnahmen für einen starken Automobilstandort in Deutschland anstoßen, wie InFranken berichtet.
Die Initiative „Bürgermeister für einen starken Automobilstandort“ fordert ein Bekenntnis zur Automobil- und Automobilzuliefererindustrie sowie ein eindeutiges Bekenntnis zur Offenheit bei Antriebstechnologien, um Verbrennerverbote zu vermeiden. Auch wird ein Aussetzen von Strafzahlungen an die EU wegen Nichterreichens von CO₂-Flottengrenzwerten gefordert. Den Rathauschefs ist klar, dass die Herausforderungen durch hohe Kosten, Bürokratie, lange Genehmigungsverfahren, Flächenmangel sowie Fachkräftemangel die Wettbewerbsfähigkeit der Branche gefährden.
Forderungen an die EU-Kommission
Im Rahmen ihrer Initiative haben die Bürgermeister nicht nur auf die wirtschaftliche Bedeutung der deutschen Marken wie Mercedes, BMW, Audi, Volkswagen und Porsche hingewiesen, sondern auch die Erosion der industriellen Substanz in der Autobranche kritisiert. Sie fordern, dass die Automobilwirtschaft als Innovationstreiber im globalen Transformationsprozess zur Klimaneutralität gefördert wird. Die Verantwortung für die zukünftige Entwicklung der Branche liegt auch bei Kommissionpräsidentin Ursula von der Leyen, die entschlossenes Handeln erwartet wird. Dies geschah im Rahmen der Veröffentlichung des Forderungspapiers, an dem unter anderem Dr. Frank Nopper, Dennis Weilmann, Simon Blümcke und Uwe Conradt mitarbeiteten, wie Stuttgart.de berichtet.
Die Bürgermeister betonen, dass das Vertrauen innerhalb der Branche durch emotionale Debatten und abrupte Veränderungen der Förderkulissen erheblich beeinträchtigt wurde. Unter diesen Umständen wurde eine Ausweitung der Initiative in den kommenden Wochen angekündigt. Geplante Schritte sind der Austausch mit Automobilverbänden sowie die Platzierung der Forderungen bei der neuen Bundesregierung und den Landesregierungen nach der Bundestagswahl.
Schweinfurt als Industrieschwerpunkt
Schweinfurt hat in der deutschen Industriegeschichte einen herausragenden Platz, insbesondere als Zentrum der Zuliefererindustrie. Die Region beherbergt bedeutende Unternehmen wie die Schaeffler-Gruppe und SKF, die für ihre hochwertige Herstellung von Kugel- und Rollenlagern bekannt sind. Unter den aktuellen Umständen, zu denen auch die Herausforderungen eines Wettbewerbs im Elektroautomarkt und die Absatzschwäche im chinesischen Markt zählen, wird die Bedeutung der Standorte zunehmend klarer.
Im Jahr 2024 wurde die Situation durch eine Reihe von Gewinnwarnungen großer Automobilkonzerne weiter verschärft. Die deutschen Hersteller wähnten sich zunächst in einem stabilen Jahr, sahen jedoch in der Realität steigende Kosten und einen Mangel an Fachkräften, was die Wettbewerbsfähigkeit zusätzlich gefährdete. Laut ZDF wird 2025 für Hersteller wie Volkswagen und Mercedes eine schwierige Herausforderung darstellen, da striktere CO₂-Flottengrenzwerte bevorstehen und potenzielle Milliardenstrafen drohen.
Die Bürgermeister stehen vor der Aufgabe, diesen Herausforderungen zu begegnen und gleichzeitig engagiert für den Erhalt der Arbeitsplätze in der Automobilindustrie zu kämpfen. Den betroffenen Städten drohen durch den Stellenabbau nicht nur Verlust von Arbeitsplätzen, sondern auch ein Einschlag auf die lokale Wirtschaft und die Gesellschaft insgesamt.