
Deutschlands Mobilfunklandschaft ist im Wandel. 1&1, der vierte Mobilfunkanbieter des Landes, hat erhebliche Fortschritte beim Ausbau seines Netzes gemacht. Laut einem Bericht von ZVW soll bis Ende März 2024 die Zahl der aktiven Funkstandorte auf 1.000 steigen. Dies zeigt einen signifikanten Anstieg im Vergleich zu Mitte 2022, als nur 400 Standorte in Betrieb waren. Experten messen der Entwicklung große Bedeutung bei, da 1&1 angestrebt hat, sich als ernstzunehmender Anbieter im Mobilfunkmarkt zu etablieren.
Die Herausforderungen sind jedoch nicht zu unterschätzen. Gemäß einer staatlichen Ausbauvorschrift musste 1&1 bereits Anfang 2023 1.000 aktive Standorte in Betrieb nehmen. Der Anbieter bleibt im Vergleich zu seinen etablierten Marktteilnehmern, wie O2 Telefónica mit etwa 28.000 Standorten und Vodafone, stark im Rückstand. Um dennoch konkurrenzfähig zu bleiben, haben Kunden ohne eigene Funksignale die Möglichkeit, über die Netze von O2 oder Vodafone verbunden zu werden.
Aktueller Stand und Ausbaupläne
Bis zum 12. November 2024 hat 1&1 bereits 741 aktive Antennenstandorte mit Glasfaseranschluss verzeichnet, wobei an 1.249 Standorten Technik installiert wurde. Diese Zahlen verdeutlichen, dass der Ausbau komplex und noch nicht abgeschlossen ist. Viele Standorte fehlen derzeit die notwendigen Glasfaseranbindungen, was die vollständige Aktivierung stark verzögert. Chip berichtet weiter, dass 1&1 mit Lieferschwierigkeiten seitens eines Partners konfrontiert ist, die den Ausbau zusätzlich erschwert haben.
Ein Blick auf die Perspektiven zeigt, dass 1&1 bis Ende 2030 laut Bundesnetzagentur die Bevölkerung mit der Hälfte der benötigten Antennenstandorte erreichen muss. Dies erfordert eine Gesamtzahl von 12.600 Standorten. Michael Martin, der Mobilfunkchef von 1&1, ist optimistisch, dass die 50-Prozent-Vorgabe erreicht wird, obwohl die ursprünglichen Pläne für einen schnelleren Ausbau in den Hintergrund gerückt sind.
Technologische Herausforderungen und Zukunftsaussichten
1&1 hat begonnen, 5G in der Non-Standalone-Variante (5G NSA) auszubauen. Verwendete Frequenzen wie LTE-Band 7 bei 2,6 GHz und Band N78 mit insgesamt 50 MHz sind dabei entscheidend, während hohe Reichweitenfrequenzen (700-900 MHz) derzeit fehlen. Die Migration der 12 Millionen Bestandskunden in das eigene Netz ist eine weitere große Herausforderung, die bis Ende 2025 abgeschlossen sein soll. Technisch können maximal 50.000 Kunden pro Tag migriert werden, jedoch wurde die Migration nach einer technischen Panne im Mai 2024 vorübergehend ausgesetzt.
Messungen zeigen, dass das 1&1-Netz in großen Städten wie Berlin, Frankfurt und Leipzig mittlerweile präsent ist. Die Downloadgeschwindigkeit erreicht ein Maximum von 310 MBit/s, während 90% der Messungen Downloadgeschwindigkeiten von über 100 MBit/s zeigen. Dennoch sind die Nutzer in Leipzig und Berlin mit einigen Problemen bei Datentransfers und Webabrufen konfrontiert.
Die Bundesregierung hat das Ziel gesetzt, bis 2030 eine flächendeckende Verfügbarkeit des 5G-Standards zu garantieren. Die Gigabitstrategie der Bundesregierung, die im Sommer 2022 verabschiedet wurde, umfasst zahlreiche Maßnahmen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für den Netzausbau. Deutschland spricht über 5G hebt hervor, dass bis Ende 2025 die Glasfaseranschlüsse verdoppelt werden sollen und bis 2026 Mobilfunknutzern eine unterbrechungsfreie Datenverbindung garantiert werden soll.
Insgesamt steht 1&1 vor einer entscheidenden Umbruchphase. Die nächsten Jahre werden zeigen, ob der Anbieter die ambitionierten Ziele erreichen kann und ob er sich erfolgreich im Wettbewerb mit den etablierten Anbietern behaupten kann. Die Infrastruktur steht und fällt mit einer zuverlässigen Versorgung aller Regionen in Deutschland.