
Am 10. April 1945 waren die letzten Tage des Zweiten Weltkriegs in vollem Gange. Während sich in mehreren Regionen Deutschlands die Ereignisse überschlagen, erlebt Wickede einen gewaltsamen Kriegsschlag, der die Einwohner nachhaltig prägen sollte. Bereits am 9. April fielen die ersten Granaten, und Jagdbomber schossen auf bewegliche Objekte. Das Grauen nahm seinen Lauf, als bei einem Granateneinschlag vier Kinder, darunter die Schwestern Gisela und Gerlinde, sowie fünf Erwachsene ihr Leben verloren. Glück im Unglück hatte der siebenjährige Jürgen Peters, der unverletzt blieb. Berichte von Zeitzeugen in Wickede schildern die Angst und das Chaos dieser Tage, als die amerikanischen Truppen am 10. April mit Panzern in das Dorf einrückten. Die Zivilbevölkerung war zögerlich, noch völlig beeindruckt von den Schäden, die in den letzten Tagen angerichtet worden waren. Deutsche Hilfspolizisten trugen weiße Armbinden, und es gab strenge Verhaltensregeln, die die zivilen Bewegungen einschränkten, etwa dass Zivilisten sich nach 19 Uhr nicht außerhalb ihrer Häuser aufhalten durften.
Im Havelland, nicht weit von Wickede entfernt, bereitete sich die Bevölkerung ebenfalls auf den unvermeidlichen Einmarsch der Alliierten vor. Der April 1945 begann im Havelland ruhig und sonnig, doch die Brutalität des Krieges hatte die Menschen bereits ein Jahr zuvor eingeholt. Kampfflieger bombardierten zwischen Berlin und Rathenow, was todbringende Folgen hatte. Persönliche Geschichten und Dokumentationen, wie der Bildband „Nacht über Rathenow“ von Günter Thonke und Eugen Gliege, dokumentieren die schweren Zeiten in Rathenow. Am 20. April 1945 etwa gab es einen furchtbaren Fliegeralarm in Nauen, und der Bahnhof wurde stark beschädigt, was den Zugverkehr zum Erliegen brachte. Die ersten Opfer wurden bereits damals registriert, die Zahl stieg im Laufe des Krieges weiter an.
Kämpfe und Zerstörung in Rathenow
Vom 25. April bis 6. Mai 1945 toben in Rathenow heftige Kämpfe. Etwa 600 Menschen verlieren in dieser blutigen Zeit ihr Leben, während 90 Prozent der Innenstadt in Schutt und Asche gelegt werden. Unter den Autoren, die sich mit diesen letzten Kriegstagen beschäftigen, sind auch Günter Müller und Peter Kurth. In der Nacht vom 28. zum 29. April wird die Sankt-Marien-Andreas-Kirche, ein bedeutendes Bauwerk, mit Brandgranaten beschossen und leidet stark unter dem Beschuss, da die Brandschutztür nicht geschlossen war. Diese traumatischen Erinnerungen sind auch ein Teil der Geschichte, die die MAZ festhält und zeitzeugen aufruft, ihre Erlebnisse zu teilen, um die Erinnerungen an diese dunkle Zeit lebendig zu halten.
In Falkensee, einem weiteren Ort im Havelland, wurden bereits während des Einmarsches der Roten Armee Schützengräben und Panzersperren errichtet. Auch hier gab es brennende Häuser und Angst in der Bevölkerung. Brigitte Kerl hat ihre Erinnerungen an diese Ereignisse geteilt und verdeutlicht damit, wie stark das Leben der Menschen in diesen Regionen vom Krieg geprägt war. In den letzten Kriegswochen kam es nicht nur zu Kämpfen, sondern auch zu Plünderungen, die die Zivilbevölkerung zusätzlich belasteten.
Der Krieg ist ein Kapitel, das in den Erinnerungen der Überlebenden weiterlebt. Trotz der Normalisierung nach dem Ende der Kampfhandlungen blieben viele Wunden der Menschheitskatastrophe bestehen und mahnten die nachfolgenden Generationen. Die Berichterstattung und die Erzählungen aus den verschiedenen Regionen, sei es in Wickede oder im Havelland, sind ein wichtiger Teil des kollektiven Gedächtnisses, das den Schrecken des Krieges festhält und die Lehren für die Zukunft bietet.