
Bei der Bundestagswahl 2025 hat die Alternative für Deutschland (AfD) in Gelsenkirchen mit 24,6 Prozent der Zweitstimmen ein bemerkenswertes Ergebnis erzielt und ist somit die stärkste politische Kraft in der Stadt geworden. Dies ist ein signifikanter Anstieg im Vergleich zu den Wahlen von 2021, wo die AfD nahezu die Hälfte dieses Ergebnisses erzielte. Gelsenkirchen und Kaiserslautern sind die Städte mit den höchsten Zweitstimmen für die AfD, wie ZDF berichtet.
Markus Töns von der SPD wurde hingegen als direkt gewählter Abgeordneter für Gelsenkirchen in den Bundestag gewählt. Töns betont, dass Gelsenkirchen mit drängenden Problemen wie Vermüllung, einer alarmierend hohen Arbeitslosigkeit und weit verbreiteter Armut zu kämpfen hat. Er weist darauf hin, dass die Stadt unter finanziellen Engpässen leidet, was dringend notwendige Sanierungen der Infrastruktur, darunter Straßen, Schulen und Sportplätze, erschwert.
Herausforderungen und Lösungsansätze
Laut Töns fehlt es nicht nur an Geld, sondern auch an Personal für die Bekämpfung der Vermüllung. Der SPD-Abgeordnete, der zudem Sprecher der SPD-Abgeordneten aus dem Ruhrgebiet ist, fordert mehr Gehör für die Region in Berlin. Er hebt die Bedeutung der Industrie für Gelsenkirchen und das Ruhrgebiet hervor und setzt sich für den Erhalt von Arbeitsplätzen sowie von Industrie-Standorten in der Region ein.
Die hohe Arbeitslosenquote von 15,8 Prozent in Gelsenkirchen stellt eine immense Herausforderung dar. Derweil kündigte BP zwei Wochen vor der Wahl den Verkauf seiner Raffinerie in Gelsenkirchen-Scholven an. Diese Entscheidung gefährdet etwa 2.000 Arbeitsplätze und verschärft die wirtschaftliche Situation zusätzlich.
Politische Stimmung und Migration
Die steigende Zustimmung zur AfD wird mit dem Frust vieler Wähler über die Migrationspolitik in Verbindung gebracht. Politikwissenschaftler Prof. Oliver Lembcke erklärt, dass viele Menschen zwar Geflüchtete, die vor Krieg fliehen und sich integrieren wollen, willkommen heißen, jedoch ein gewisses Unbehagen gegenüber Zuwanderern aus Südosteuropa besteht. In Gelsenkirchen leben rund 13.000 Zuwanderer aus Bulgarien und Rumänien, die teils in unzureichenden Wohnverhältnissen leben. Töns kritisiert die mangelnde Finanzierung für Sozialarbeiter, die eine Unterstützung bei der Integration der Armutszuwanderer leisten könnten.
Im Hinblick auf die bevorstehenden Kommunalwahlen im September plant die AfD, das Amt des Oberbürgermeisters zu übernehmen, was die politischen Spannungen in der Stadt möglicherweise weiter verstärken wird. Töns appelliert an die Notwendigkeit, die Interessen Gelsenkirchens und des Ruhrgebiets im Bundestag zu vertreten, um zu verhindern, dass die Region abgehängt wird. DerWesten berichtete über Töns‘ Bestrebungen, die Region in der Hauptstadt stärker zur Gehör zu bringen.